Würfel
Kurzgeschichten,  Rollenspiel

Yara 23 – Mauerbau

Da standen wir nun. Inmitten von brüllenden Feuern und Kampfgeschrei und Orks und Dunkelelfen.
Doch statt sich einfach in den Kampf zu werfen wollte Cinar zuerst wissen:
«Was ist der Plan?»
«Erstens, alle Orks angreifen, die uns über den Weg laufen. Zweitens, Zurückdrängen und die Mauer wieder aufbauen.» Tappser, der Pragmatiker.
Zwischen den Häusern durch erkannten wir die schlagenden Flügel eines Greifen. War dort unsere Freundin, die Greifenreiterin?

Cinar schoss auf den erstbesten Ork.
Bevor ich weiter über den besten Weg irgendwohin nachdenken konnte, ging es also auf in den Kampf. Ich segnete meine Freunde und Gefährten, mochte Mielikki ihnen Glück bringen.
Tappser schoss mit der Armbrust auf einen Ork. Der Pfeil blieb in einer Hauswand stecken. Das ging ja schon mal gut los.
Der erste Ork traf Cinar mit seiner Axt.
Hinter Cinar und dem Ork konnte ich weiteres Kampfgetümmel erkennen. Die Wache, die dort gegen einen Ork kämpfte sah schon ganz schön mitgenommen aus. Der Ork setzte ihr ganz schön zu.
Doch weiter ging der Kampf; Eule rammte ihre Grossaxt in die bereits angeschlagene Schulter des Orks vor Cinar, einmal, zweimal! Der Arm blieb schlaff an der Seite des Orks hängen.
Cinar schlug auch zweimal mit seinem Flammenschwert zu und erledigte den Rest. Der erste Ork war niedergestreckt. Weiter gings, zur nächsten Hausecke, wo die bedrängte Mithrilwache nun den Ork niederstreckte, der ihr so zugesetzt hatte. Da kam ein Dunkelelf um die Ecke und traf mit seinem Kurzschwert eine ungeschützte Stelle. Die Wache ging zu Boden.
Ich musste anders eingreifen. Meine Gefährten brauchten weniger Glück, als viel mehr Verteidigung. Ich konzentrierte mich auf alle, sodass Mielikki sie besser schützen konnte. Dann heilte ich einige von Cinars Wunden.
Tappser nahm einen anderen Weg, weiter nach Süden. Er wollte wohl zur Greifenreiterin Tristans und hatte einen Weg zwischen die Häuser durch erblickt. Der nächste Ork in dieser Richtung machte Bekanntschaft mit seinen Dolchen.
Eule ging auf einen weiteren Ork zu und schlug ihn mit einem Axthieb nieder. Doch bevor er ins Gras biss, versuchte er nochmal mit einem letzten aufbäumenden Gegenschlag sie zu Treffen und schaffte es tatsächlich, unseren Drachen zu verwunden. Da sagte ich schon «unseren» Drachen, obwohl wir sie doch erst vor Kurzem kennen gelernt hatten. Sie war schon so tief in unsere Abenteuer eingetaucht, als ob wir sie schon viel länger kannten.
Cinar ging nun auf den Dunkelelfen los, der die Wache niedergestreckt hatte. Der Elf erboste sich und ging zum Gegenangriff über. Autsch, das sah schmerzvoll aus!
Mein nächster Schlag liess Feuer auf den Drow niederregnen. Er ging in Flammen auf.
Tappser entfernte sich immer weiter von uns, ging zum nächsten Drow in südlicher Richtung und – liess seine Dolche an dessen Rüstung abprallen. Das war wohl nicht sehr effektiv. Von der Seite wurde dann auch noch ein Ork auf ihn aufmerksam, doch dessen Angriff wich Tappser mit katzenhafter Eleganz aus.
Und noch ein Dunkelelf schlich auf uns zu, wurde jedoch von einer Mithral Hall Wache abgefangen. Erstmal.
Eule ging nun schnell Tappser hinterher, «damit der nichts Blödes tut», schnappte ich noch auf, als sie an mir vorbei auf den Dunkelelf rannte. Ihr zweiter Schlag trifft mit voller Wucht.
Der erste Dunkelelf, der mit Cinar in den Kampf verwickelt war, war kurz abgelenkt. Das war sein Todesurteil. Cinar trennte ihm prompt sauber den Kopf ab, der davonrollte.
Nun konnte Cinar sich frei bewegen. Auch er ging Tappser und Eule hinterher. Ich auch, Flammen herbeirufend und die Gruppe heilend so gut es ging. Meine kurzen Beinchen wurden ganz schön beansprucht!
Die Drow bei Tappser und Eule liess sich nicht beeindrucken und griff weiterhin mit ihren vergifteten Klingen an.

Bild von Dirk (Beeki®) Schumacher auf Pixabay

Und so ging es weiter. Kämpfend und zaubernd und heilend und schnetzelnd metzelten wir uns einen Weg durch die Gassen und zwischen den brennenden Häusern hindurch, auf die Greifenreiterin zu. Sie war umringt von Feinden. Mit viel Glück (und noch mehr Heilung) schafften wir es schliesslich, alle Gegner um sie herum zu besiegen. Zwischendurch sah es echt ganz schön brenzlig um die Greifendame aus. Die Barrikade der Soldaten von Nesmé, die das Vordringen der Feinde nach Süden verhindern sollte, war vorerst frei, sich auf die Nordmauer zuzubewegen. Beziehungsweise das grosse Loch darin.
Die Greifenreiterin flog auf, direkt auf die nächste Barrikade zu und ging dort auf die Orks und Dunkelelfen los. Wir hechelten hinterher und standen ihr zur Seite. Auch dort konnten wir einen Sieg erringen. Wir mussten nach Norden.

Mittendrin hörten wir lautes Kampfgebrüll aus dem Westen! Bruenor und seine Truppen waren wieder in der Stadt! Nun konnten wir endlich genügend Druck auf die Angreifer machen. Auch der Greif flog nun nach Norden, Gegner vor sich hertreibend. Da sahen wir, dass die ersten Orks ihren Rücktritt antraten! Auch die Dunkelelfen begaben sich schleunigst ausserhalb der Stadtmauern.
Der Feind war vorerst zurückgedrängt. Wir hatten hohe Verluste erlitten, sie allerdings auch. Doch erst mal war die Gefahr gebannt, den Jubelschreien von überallher nach zu urteilen. Wahrscheinlich würden sie allerdings nicht auf Dauer wegbleiben.

Bruenor wies seine Männer an, die Mauer wieder aufzubauen. Überall wurden Feuer gelöscht. Ich betete nochmal eine ganze Weile zu Mielikki, bedankte mich bei ihr für unser Glück, Kampfgeschick und die Heilung, die sie nun auf alle um mich herum niederregnen liess.
Bruenor war ganz stolz auf uns: «Ihr hattet ja alles gut im Griff, da hätte ich gar nicht weiter eingreifen müssen!»
«Wer weiss wie lange noch, wenn ihr nicht gekommen wärt», gab Cinar erleichtert zurück.
Ich liess noch ein Gerüst aus Büschen und Efeu wachsen, damit die Armee wenigstens eine kleine Hilfestellung beim Mauerbau hatte.

Dann wollten wir bei Tristan nachsehen, ob auch er Verluste zu beklagen hätte. Mielikki bewahre! Hoffentlich war sein Lager nicht überrannt worden!
Nach knapp zwei Stunden durch die Stadt, die Tunnel und Moorlandschaft kamen wir auch im Lager der Schildsterne an. Auch hier war wohl etwas passiert, allerdings sah es nicht so aus, als hätte im Lager ein grosser Kampf stattgefunden. Bis auf die Eisspur, die durchs Lager geblasen wurde.
«So schnell konten wir gar nicht reagieren, wie der Drache seine Spur im Lager hinterliess!», berichtete Tristan.
«Und wahrscheinlich ist er auf dem Weg nach Sundabar», beobachtete Cinar besorgt.
«Er ist zumindest in die Richtung geflogen, ja.»
Nun, eine ernste Lage verlangte nach ungewöhnlichen Massnahmen. Wir beschlossen kurzerhand, Tristan und seinen Soldaten die Tunnel nach Nesmé zu zeigen, damit sie in der Stadt helfen konnten.
«Danach sollten wir schleunigst einen Blick nach Sundabar hinein werfen, um die Lage dort einschätzen zu können. Vorerst ziehen wir uns aber endlich in die Stadtmauern zurück.»
Das Lager packte zusammen und wir machten uns mit allen wieder auf durch die Tunnel.

Wieder innerhalb der Stadtmauern, die nun gar nicht mehr so standhaft und sicher auf mich wirkten, konnten wir das volle Ausmass der Zerstörung sehen. Der Norden war komplett zerstört. Die Moral der Leute auch so gut wie. Morgen kam zwar der Nachschub und die Verstärkung aus Sundabar und Neverwinter, aber in ein paar Stunden konnte viel passieren.
In der Kathedrale trafen wir wieder auf Bruenor und Drizzt. Zum ersten Mal konnten alle Hauptmänner miteinander planen. Wir luden Tristan noch in unsere Gildenhalle ein. Falls nachts etwas geschehen sollte, konnten wir so alarmiert werden.
«Endlich vereint in der Stadt», begrüsste Bruenor Tristan.
«Augenscheinlich haben wir ein gutes Los gezogen. Doch ich Frage mich, wie Tristan auch, wie in Sundabar der Stand der Dinge ist.»
«Am wichtigsten hier vor Ort scheint mir, die Mauer schnellstmöglich wieder zu errichten», warf Cinar ein.
«Dafür werden wir die Nacht nützen müssen. Ich denke, ihr habt euch erst mal eine Pause verdient.»
Bevor Bruenor uns entliess, weiteten wir die Einladung noch auf ihn und Drizzt aus. Tristan wollte sich in Sundabar umsehen.
«Es geht auf jeden Fall auf die letzte Phase zu», meinte er, «Wir werden sehen, was uns die nächsten Tage bringen und was die Götter für uns bereithalten. Doch nun solltet ihr euch ausruhen. Der nächste Kampf wartet schon auf uns.»

Also begaben wir uns kampfesmüde und abgeschlagen in die Gildenhalle und nahmen uns unsere wohlverdiente Ruhe.

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