Kurzgeschichten,  Rollenspiel

Yara 47 – Schiffe, Schleier, Bücher!

Am nächsten Morgen trafen wir uns wieder zum Frühstück. Es wurde ziemlich warm über Nacht. Vielleicht durch die Wüstenluft von Calimport? Ich teilte den anderen mit, was ich in der Nacht verstanden hatte. «Die Wüste holt jedes Paradies ein.»
«Es war auch ziemlich warm heute Nacht, vielleicht sollten wir zusehen, dass wir das Tor schnellstens aus der Wüste entfernen?», sagte Cinar.
«Wir sollten auf jeden Fall versuchen aus der Wüste wegzukommen. Ob das bedeutet, dass die Gildenhalle sowieso zu einer Wüste verkommt oder etwas anderes, wir sollten vielleicht einfach weg hier», waren Tappser und Cinar sich ausnahmsweise mal einig.
«Hm, also dann sollten wir wohl heute mit Sahid in Calimport versuchen, seine Eltern zu treffen und uns irgendwie ein Schiff besorgen.», schlug ich vor.
«Eigentlich bin ich ja auch sehr neugierig zu wissen, was aus Sigil wird, aber ich bin auch sehr froh, wieder hier zu sein», sinnierte Tappser.
«Ja, ich auch, aber ich bin auch nicht sicher, ob ich das herausfinden will», sagte Cinar.
«Guten morgen, ich bin nur hier, um zu sehen, ob ihr bereit seid, wie abgesprochen?», unterbrach Sahid unsere Werweissungen.
«Allzeit bereit», kam von uns im Chor.
«Na denn, wo soll es denn zuerst hingehen?»
«Vielleicht als erstes zum Hafen, um irgendwo eine Passage nach Baldur’s Gate oder Neverwinter zu ergattern. Und danach mal sehen, ob wir deine Familie besuchen dürfen.»

Calimport (Bild von Mali Ancor auf Pixabay)

Ich machte mich bereit – die Kutte angezogen und das Tuch vor’s Gesicht gespannt, ready. Eule hatte sich ein Kaninchenfell vor’s Gesicht gespannt. «Selbst gemacht!», verkündete sie voll Stolz.
«Ich hab dir doch auch eines selbst gemacht!», ich gab ihr meinen selbst erdachten Schleier vom Tag zuvor.
«Oh, das ist auch gut. Das nehm ich glaub ich. Und auch noch selbst gemacht! Möchtest du meines vielleicht haben?»
«Nein danke, das ist mir etwas zu warm für die Wüste.», phuu, das war sehr diplomatisch abgewendet. Ich war stolz auf mich.
So betraten wir Calimport.
«Können wir vielleicht die Tür irgendwo besser verstecken Sahid? Ich denke so könnte sie etwas auffällig sein.»
«Ja, das hattet ihr ja gestern schon erwähnt, ich wüsste jetzt aber keine Hehlerverstecke, wo man diese unterstellen könnte oder sowas. Aber wenn man die gut bezahlt, sind die auch sehr schweigsam. Ihr könntet aber auch eine Taverne mieten, also ein Zimmer in einer Taverne.»
«Oh, das ist gut, ich wollte schon immer mal eine Taverne besitzen!», freute sich Cinar.
«Wie? Gestern wolltest du noch einen Roc besitzen. Deine Ansprüch wechseln aber schnell!»
«Der Roc könnte ja als Türsteher fungieren!», Cinars Augen leuchteten und er watschelte voller Vorfreude davon. Nach einigen Metern schien ihm wieder eingefallen zu sein, weswegen wir hier waren und drehte sich zu Sahid um. «Also eigentlich wollten wir ja zuerst zum Hafen, um eine Überfahrt zu buchen.»
Sahid ging vor. Wir folgten ihm zu den Docks, zu einem grossen Gebäude, das die Hafenmeisterei war. Wir wurden von den Einheimischen sehr schräg beäugt. Leider fiel unsere Gruppe trotz aller Vorsicht auf wie ein bunter Hund. Wir betraten die Hafenmeisterei. Als wir die Treppen hinaufstiegen konnten wir schon den grossen Andrang sehen. Einheimische und Seefahrer, Händler und Was-weiss-ich-alles für Gestalten diskutierten zu zweit oder in kleinen Gruppen. Ein Einheimischer Beamter wandte sich uns zu.
«Guten Tag, woher kommt ihr, wer seid ihr und was wollt ihr?»
«Wir würden gerne eine Passage nach Neverwinter oder Baldur’s Gate buchen»
«Achso.» Er zeigte nach Süden in den Hafen. «Die Passagierschiffe laufen tatsächlich von dort unten aus…» und er schaute kurz auf ein Klemmbrett mit einem Stapel Papyrus. «Heute fährt tatsächlich ein Schiff nach Neverwinter ab. Unten an den Docks könnt ihr euch genau erkundigen wann es ablegt.»
An den Docks wurde relativ wenig ein- und ausgeladen. Bei den Schiffen standen Personen verschiedenster Rassen und riefen aus, wohin ihr Schiff fuhr, wann es ablegen würde und wie viele Plätze noch frei waren. Gelegentlich auch mit Preis.
Ich hörte vom Dock nebenan die Rufe nach Neverwinter. Eine relativ fischig aussehende Dame rief, dass ihr Schiff nach Neverwinter auslief und noch Platz für acht Passagiere hatte. Wir beratschlagten noch, wer alles mitfahren sollte und wer in der Gildenhalle bleiben würde, als eine in bunte Schleier gehüllte Dame auf die fischige Frau am Schiff zulief und eine heftige aber leise Diskussion entbrannte. Sie bat, mit an Bord gehen zu können und die Kapitänin nannte ihr den Preis von 150 Gold pro Mitfahrendem. Die Schleierfrau hatte das wohl nicht dabei, doch die Kapitänin liess sich nicht auf einen Handel ein.
Als ich mich auf die Kapitänin zubewegte, um der Frau zu helfen, drückten sich ein paar Wachen vorbei und gingen auf die Frau zu. Ich sprintete vorbei und wollte gerade anbieten, die Überfahrt für die Frau zu bezahlen, als die Männer die Frau an den Haaren wegzogen und ihr sogar eine Ohrfeige verpassten!
«Das geht doch nicht! Ihr könnt doch nicht auf offener Strasse eine Frau schlagen!», ich war sauer. Wie ungerecht!
Eine der Wachen drehte sich zu mir um und wollte mit mir diskutieren, die Gesetze der Stadt gingen uns als Aussenstehende nichts an. Die Frau war wohl irgend eines Verbrechens angeklagt. Tappser versuchte, etwas aus den Wachen rauszukriegen aber es war nichts zu machen. Erst musste wohl eine Strafe für ihre Verbrechen festgelegt, dann könne sie davon auch freigekauft werden.
Tappser liess ab und ging auf den einzigen anderen Tabaxi eit und breit zu, der neben einem anderen Schiff stand und unterhielt sich kurz mit ihm.
Ich murmelte frustriert vor mich hin, was das denn für Sitten seien hier, dass die einfach Frauen in der Öffentlichkeit schlagen, und so weiter. Maturin pflichtete mir bei und auch Sylvie schnatterte mit. Eule setzte sich neben mich und tätschelte meine Schulter. Die Kapitänin schien mir zuzuhören und nickte bei jedem meiner Kommentare, bis Cinar sich auf sie zubewegte und sich nach der Überfahrt erkundigte. Sie wollte kurz nach dem Mittag auslaufen. Das würde etwas zu knapp, um mit Sahid seine Familie zu besuchen. Er konnte seine Familie also alleine besuchen gehen und selbst entscheiden, ob er über die Gildenhalle wieder zurückkommen, oder hier bleiben wollte. Tappser bot ihm an, seine Familie in die Gildenhalle mitzubringen. Spätestens nach zwei Tagen wollten wir die Gildentüre versetzen, da wir etwas besorgt waren, dass die Wüste unser kleines Paradies einnehmen würde. Und was sollte dann aus dem Indrik werden?
Wir bezahlten schliesslich für fünf Überfahrten. Tappser wollte in die Wachstube gehen, um nach der verschleierten Frau zu fragen. Cinar, Eule und ich zur Gildenhalle, um Arthur zu holen. Der würde sich bestimmt über ein Abenteuer auf dem Wasser freuen!

Auf dem Weg zurück zur Gildenhalle wollte ich mich nicht zu sehr umsehen. Ich hatte Angst, dass ich weitere Ungerechtigkeiten sehen würde und auffällig werden könnte. Ich erfreute mich an der exotsichen Flora. Eule fiel ein Magischer Laden auf, den wir kurzerhand besuchten. Die Türe war nur ein Vorhang, hinter dem erfrischender Rauch waberte. Der Laden wurde nur durch Kerzen erhellt. Hinter einem Tresen stand…niemand. Aber ein weiterer Vorhang führte ins Innere des Hauses. Ich nahm mir sofort die Bücherregale vor. «Geheimnisse der Wüste», «Der Geheimorden des Phönix», «Alte Kulturen». Die letzten beiden Bücher schienen mir unterhaltsame Lektüre für die Überfahrt zu sein, also trug ich sie zum Tresen. Währenddessen trat ein Tabaxi aus dem hinteren Vorhang hervor. Er trug weite bunte Kleidung und goldene Ohrringe.
«Guten Tag, was kosten denn diese Bücher?»
«Kommt darauf an, ob ihr magische oder normale Bücher erwischt habt.»
Ich hatte nur normale Bücher. «Welches sind denn die magischen Bücher?»
Der Tabaxi lief zum zweiten Regal, mit dem ich mich gar nicht befasst hatte und fasste ins oberste Tablar, wo ich ohnehin nicht hinreichen konnte.
«Das Book of Besties, ein Buch, in dem man Bestien einsperren kann. Ihr braucht ein Nashorn? Dann könnt ihr eines aus dem Buch beschwören. Kostet 900 Gold.»
«Sowas brauche ich nicht, dankeschön.»
Wer sperrte denn arme Tiere in Bücher ein?!?
«Ich möchte nur gerne die anderen beiden Bücher kaufen, die nicht-magischen.»
«In Ordnung, sagen wir 25 Gold.»
«Prima!»
Die Verkäuferin wollte Cinar noch ein magisches Puppenhaus anbieten (wenn man die Türklinke berührte, wurde man auf die Grösse des Hauses geschrumpft und konnte hineingehen, zum Rauskommen musste man nur die Klinke ein weiteres Mal berühren).
Eule wollte sie ein paar Waffen andrehen.
«Für die Gnomin habe ich auch noch etwas.» Die Tabaxi nahm eine Schatulle aus einem Regal und klappte sie auf, darin lagen 10 Wachsfingerkuppen. «Wenn Ihr eure Gruppe inspiriert, müsst ihr diese nach und nach inspirieren. Diese Fingerkuppen erlauben es euch, bis zu fünf Ziele gleichzeitig zu inspirieren.», es schien für bardische Inspiration zu sein! Das wäre sehr mächtig für Arthur! 900 Gold wollte der Tabaxi dafür haben. Hmm…
Cinar und ich handelten einen guten Preis aus für das Buch und die Wachsfingerkuppen, 1700 Gold. Und sollten wir für eine Waffe zurückkommen, würde der Verkäufer uns nochmal einen guten Preis machen.
Dann machten wir uns auf zur Gildenhalle. Ich konnte ein breites Grinsen unter meinem Schleier nicht unterdrücken. Arthur würde Augen machen!

Arthurs Schatulle (Bild von Nisco Heinzl auf Pixabay)

In der Gildenhalle rannte ich sofort nach Arthur rufend los. Ich hielt es kaum aus! Vala stand beim Roc, aber sie wusste nicht, wo er war.
Ich rannte weiter zum Marktplatz, dort standen Bryella und Chloe, welche mir mitteilten, dass die Kinder alle im Haus von Mutter Edina waren. Also sauste ich da hin und tatsächlich war Arthur dort! Ich blieb direkt vor ihm stehen und hüpfte vor ihm auf und ab.
«Hier! Arthur! Ich habe was für dich!», ich war ordentlich am Schnaufen nach dem ganzen Gerenne.
«Äh…. eine…. Schmuckschatulle?»
«Das sind Wachsfingerkuppen, die dich statt einer Person gleich fünf inspirieren lassen!»
«Wow!», in Arthurs Gesicht breitete sich ein ungläubiges Grinsen aus.
Ich wippte vor ihm hin und her und Arthur begann vor Freude zu hüpfen. «Das ist ja toll! Doch das war sicher teuer, das kann ich nicht annehmen!»
«Doch kannst du!» Ich stupste die Schatulle gegen seine Brust und er nahm sie an.
«Danke!»
«Oh und noch was, wir haben für dich auch einen Platz für die Abenteuerüberfahrt nach Neverwinter reserviert!»
«Ohhh ein Abenteuer! Ich packe nur eben meine Sachen, dann kanns losgehen!»
Und er rannte breit grinsend davon.
Ich ging wieder auf den Ausgang der Gildenhalle zu, da stolperte ich über Tappser und Sahid, die gerade von ihrer Mission zurück waren. Sie war leider relativ erfolglos gewesen. Der Frau zu helfen, hatten sie nicht vermocht, aber herausgefunden, dass sie Miranda hiess und die Frau eines Tuchhändlers war. Gefunden hatten sie sie aber nicht.
Sahid hatte aber eine Idee, wie wir ihr helfen konnten: wir könnten die zweite Gildentür vor sie hinstellen, sie schnell hinein huschen lassen und so mitnehmen.
Ich erzählte Tappser von dem magischen Laden und er bekam sofort leuchtende Augen, als ich ihm von den Waffen erzählte. Er wollte unbedingt die eine magische Axt haben, die wohl mal einem Henker gehört haben sollte. Er hatte damit viele Verbrecher hingerichtet und die Waffe erhielt für jeden umgebrachten Humanoiden mehr Schaden.
Wir wollten also schnell in den Laden und diese Miranda finden, bevor das Schiff ablegte. Die Zeit war relativ knapp. Und dann verhandelte Tappser mit dem Tabaxi im Magieladen noch ewig lange über diese Axt! Ich gab ihm 1000 Gold dazu. Der Händler hatte tatsächlich noch eine Zweigstelle in Neverwinter und wir sollten den Verkäufer dort von Taran grüssen.
Wir machten uns auf den Weg, diese Miranda zu finden.

Arthur ist noch nicht mit dabei!!! Plan: Ich hole Arthur aus der Gildenhalle, dann zum Schiff, die anderen suchen Miranda. Probe der Tür die beliebig oft versetzt werden kann auf dem Schiff, ob sie sich mitbewegt oder nicht.

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