Kurzgeschichten,  Rollenspiel

Curse of Strahd – was bisher geschah…


Qyrs Tagebuch
28 Octyavr – 735 B.C.

Was für eine verdrehte Zeit bisher. Wir hatten die Nacht im Turm verbracht, und der Morgen begrüßte uns mit grauem Himmel. Kurz darauf tauchte ein Karren auf, Sy’s Pony davor gespannt, und ein Rabenmensch namens Balthasar – Pia nennt ihn so – saß oben drauf.

Bevor wir weiterzogen, gruben wir Gräber für Rose, Thorn und Klara, die uns erzählten, dass wir in der Nähe ihres Heimatdorfs sind. Nachdem wir uns von ihnen verabschiedet hatten, machten wir uns auf den Weg dorthin. Der Start war schon unheimlich – wir schritten durch ein seltsames Tor, das hinter uns zuschlug, als hätten uns unsichtbare Hände eingeschlossen.

Hinter dem Tor waren wir wieder im Wald, und der Pfad führte uns tiefer hinein. Plötzlich roch Rina etwas – der widerliche Gestank von Verwesung lag in der Luft. Ein paar von uns folgten einem kleinen Trampelpfad und fanden eine Leiche, bei der wir einen seltsamen Kompass entdeckten. Das Ding zitterte eigenartig. Weiter auf dem Pfad kamen wir an einem toten Pferd vorbei, und dann, wie aus dem Nichts, stand eine dichte Nebelwand vor uns. Der Kompass spielte völlig verrückt. Nach einigen Versuchen und Experimenten kamen wir zu dem Schluss, dass dieser Nebel viel zu gefährlich war, also kehrten wir zurück zum Hauptweg.

Nach etwa einer Stunde lichtete sich der Wald, und wir erblickten ein düsteres Tal, umhüllt von Nebel. In der Ferne ragte ein Dorf auf, und hoch oben auf einer Klippe thronte eine gewaltige Burg. Barovia – das Heimatdorf der Kinder. Es war von tiefen Gräben und Palisaden umgeben, und die Menschen waren eifrig damit beschäftigt, die Verteidigungsanlagen zu reparieren. Der Anführer dort, Ismark, misstraute uns erst einmal gründlich und fragte, ob wir Ghule, Zombies oder Vampire seien. Zum Glück beruhigte ihn eine Dorfbewohnerin, und so wurden wir eingelassen.

Ismark führte uns über den Marktplatz des Dorfes, an einer Statue seines Urgroßvaters vorbei, zur Taverne. Während wir gingen, erzählte er uns die Geschichte Barovias. Strahd – der Name wird mir wohl noch eine Weile in den Knochen stecken – ist ein Vampir und Herrscher dieser Gegend. Das Schloss, das wir auf der Klippe gesehen hatten, gehört ihm. Normalerweise schläft er wohl tief und fest, aber vor drei Monaten wurde er durch einen Aufstand geweckt. Seitdem wird das Dorf jede Nacht von Untoten heimgesucht. Der Nebel, der das Tal umgibt, ist tödlich, und niemand, der ihn betritt, kann jemals wieder hinaus.

In der Taverne war noch ein anderer Mann, ziemlich aufbrausend – der Besitzer des Dorfladens, wenn ich mich nicht irre. Er erzählte uns die Geschichte aus seiner Sicht. Der Sohn des Priesters habe den Aufstand angezettelt und etwas von einer alten Legende über eine Prophezeiung erzählt, wonach die Sonne wieder nach Barovia zurückkehren könnte.

Mitten in all dem Trubel kam eine Frau in die Taverne und berichtete Ismark, dass Gertruda, ihre Tochter, wohl auf eigene Faust zum Schloss gegangen sei.

Ismark riet uns, zum Haus des Bürgermeisters zu gehen, wo die Verteidigung des Dorfes organisiert wird. Dort könne jemand uns mehr über Artefakte erzählen, die Strahd aufhalten könnten.

Am Haus des Bürgermeisters angekommen, erwartete uns ein aufgebrachter Mob. Sie bedrohten zwei Menschen im Eingang und verlangten, die rothaarige Frau an Strahd auszuliefern, um ihn zu besänftigen. Der Bürgermeister versuchte verzweifelt, seine Tochter zu beschützen. Thyrim reagierte blitzschnell und erschuf eine Nebelwand zwischen dem Mob und den Bedrängten. Die Menge schreckte zurück und verzog sich schließlich.

Der Bürgermeister, Kolyan Indirovich, und seine Tochter luden uns ins Haus ein. Sie gaben uns Feuerfläschchen, die gegen die Untoten helfen sollen. Mit den alten Texten und Legenden konnte uns Kolyan jetzt, kurz vor dem nächsten Einbruch der Nacht, nicht mehr helfen. Er erwähnte, dass Doru, der Sohn des Dorfpriesters, ein Buch darüber gelesen habe, aber nach dem Aufstand ist er verschwunden – zusammen mit dem Buch.

Also nahmen wir die Feuerfläschchen und machten uns auf zur Ostbarrikade, um das Dorf zu verteidigen.

Als wir aus dem Hause des Bürgermeisters traten, war es am Eindunkeln. Bis bei den Palisaden war es stockfinster. Dort warteten schon der Ladenbesitzer und sein Sohn.

Wir bezogen Stellung und schon ging es los: aus der Finsternis torkelten uns die ersten Zombies entgegen. Mit vereinten Kräften waren diese schnell besiegt. Die zweite Welle ließ aber nicht lange auf sich warten. Weitere Zombies und ein paar Ghoule schlurften auf die Palisade zu und versuchten, diese einzureißen. Während wir diese bekämpften, spuckte die Nacht auch noch einen weiteren Zombie aus. Dieser sah anders aus, als die anderen, umgab ihn doch eine rötliche aerosole Wolke. Die zweite Welle war relativ schnell besiegt, doch dieser letzte Gegner war ein harter Brocken. Während des Kampfes kam plötzlich ein Pfeil aus dem Nichts geflogen und blieb in der Palisade stecken. Nur Tirx konnte eine schattenhafte Gestalt erkennen, die sich schnell wieder entfernte.

Als der rot umwaberte Zombie schon mehr als angeschlagen aussah, zog er plötzlich seine Wolke in sich hinein, um sofort zu einem roten Nebel zu explodieren. Das gab einigen aus unserer Heldentruppe den Rest und sie stürzten bewusstlos zu Boden. Glücklicherweise kamen keine weiteren Gegner, sodass schnell geholfen werden konnte. Für den Ladenbesitzer und seinen Sohn war es leider zu spät. Sie hatten ihren letzten Atemzug getan.

Schnell eilten wir zurück ins Dorf, um nachzusehen, wie die anderen Posten die Nacht erlebt hatten. Am Westende von Barovia fanden wir den Sohn des Bürgermeisters (Name fällt mir gerade nicht mehr ein). Er stand inmitten einiger Leichen, die Palisade vor ihm war eingerissen und er kämpfte allein gegen einen weiteren Seuchenverbreiter! Schnell eilten wir ihm zu Hilfe, hielten aber genügend Abstand, um nicht auch von dieser Explosion dahingerafft zu werden. Knapp überlebte auch Mr. Bürgermeistersohn diesen letzten Kampf.

Doch kaum war er vorbei, war Hufgeklapper zu hören. Nahm diese Nacht denn nie ein Ende? Auf einem schwarzen Ross galoppierte ein Wesen daher, das uns das Blut in den Adern gefrieren liess. Er las ein Dekret vor, laut dem der Aufstand des Dorfes gesühnt war. Dann schritt er zum Sohn des Bürgermeisters. Je näher er kam, desto unheimlicher erschien er. Waren das Schreie, die aus seinem Schatten zu vernehmen waren? Welche Qualen durchlitten die Wesen darin? Vor dem Mann angekommen, sprach er sein Beileid zu seinem Verlust aus, aber auch Glückwünsche zur Beförderung. Schreckliches dämmerte dem Bürgermeistersohn und sobald das menschlich anmutende Wesen wieder auf sein Ross gestiegen und fortgeritten war, rannte er schluchzend zum Haus des Bürgermeisters.

Im oberen Stockwerk lag dieser in einer Blutlache. Er war tot. Neben ihm seine Tochter. Sie lebte noch! Schnell halfen wir ihr auf die Beine, doch sie sackte sofort wieder in sich zusammen, als sie die Leiche ihres Vaters entdeckte. In der Nacht sei jemand an die Tür gekommen und habe um Einlass gebeten. Ihr Vater habe sich wie eine Marionette verhalten und monoton die Person hereingebeten. Dann habe sie ein Stechen im Nacken gespürt und sei bewusstlos geworden. Wir bedeckten die Leiche des Bürgermeisters mit einem Laken und legten uns zur Ruhe. Am Morgen würden wir planen, wie es weitergehen sollte.

Diejenigen, die nicht sofort einschliefen (oder sehr gute Ohren hatten), hörten des Nachts einen Streit der beiden Geschwister. Es ging um die Sicherheit Ireenas.

Am 29. Octyavr – 735 B. C.

Beim Frühstück bat uns der frisch gebackene Bürgermeister, seine Schwester zu begleiten.

Sie wollte sich zu einer Kirche aufmachen, die wohl besonderen Schutz vor Vampiren bot. À propos Vampire: in einem der Zimmer, in denen die Gruppe übernachtete, fand Rina eine herausgerissene Buchseite, welche Vampire und ihre Stärken und Schwächen genau beschrieb.

Diese las Qyr beim Frühstück dem Rest der Gruppe vor. Nun ergaben auch die Ereignisse der Nacht im Haus des Bürgermeisters Sinn. Er und seine Tochter waren Opfer eines Vampirs geworden. Wir versprachen ihrem Bruder, sie zu dieser Kirche zu begleiten und auf dem Weg noch den Rat einer alten Weisen einzuholen. Vielleicht wusste sie ein Mittel, wie dem Baron des Landes endlich Einhalt geboten werden konnte.

Plötzlich sprang Rina auf: «Eine Ratte! Eine Ratte! Fangt sie!“

Alle sprangen auf und mit vereinten Kräften gelang es Mimikarl, Qyr, Rina und Arwenya sie einzufangen und zu befragen. Sie wollte ihrem Meister unsere Pläne verraten! In diesem Augenblick trat die Tochter des Bürgermeisters ein, sah die Ratte und durchstiess sie sofort mit einem Messer. „Den Tieren hier ist nicht zu trauen! Sie dienen alle dem Baron als Spione», warnte sie und trat nochmals auf die Rattenleiche. Sicher ist sicher.

Sehr erfreut über unsere Pläne, sie zu begleiten, schien sie zwar nicht zu sein, doch sie gab schnell nach. Die Kampfeslust war ihr vorübergehend verloren gegangen. Ein schwieriger Gang stand an, zur Beerdigung ihres Vaters.

Ein paar von uns haben die Truhe im Haus des Bürgermeisters gelootet und sind los, mit dem Sarg zur Kirche, diese ist zerstört, im Keller ist der vervampirisierte Sohn des Priesters (der, der den Aufstand gegen den Grafen angezettelt hat).

Diesen versuchten wir erst mit Worten einzuschätzen. Er wollte sich selbst auf die Probe stellen, um seinem Blutdurst widerstehen zu können, doch das hat nicht ganz so gut funktioniert. Da mussten wir ihn leider bekämpfen und bekamen dafür von seinem Vater ein Amulett, das Qyr sich an den Panzer gehängt hat. Dann machten wir uns auf nach Vallaki, um dort zu erfahren, wie man Vampire töten kann.

Der Sohn Doru erzählte uns die Geschichte des Aufstands, dass er in Begleitung eines Herren unterwegs war, der ihn wohl erst auf die Idee gebracht hatte. Dieser Herr gab sich ihm als der große Vampirjäger zu erkennen, aus dessen Buch wir eine herausgerissene Seite gefunden hatten. Doch bevor der aufständische Mob beim Herrschaftssitz des Vampirs angekommen war, war er nicht mehr auffindbar.

Nach dem Kampf gaben wir dem Pater das heilige Symbol wieder und beerdigten den Bürgermeister.

Nach der Beerdigung des Bürgermeisters gingen wir noch ein letztes Mal zurück zu dessen Haus. Während Ireena sich reisebereit machte, wartete die Gruppe unten.

Dann ging es los. Das Pony wurde vor den Karren gespannt und wir traten die Reise nach Zerpool an, wo sich den Berichten nach Madame Eva aufhalten sollte.

Wir überquerten eine kleine Brücke und kamen in den Wald. Ein beklemmendes Gefühl machte sich breit.

Plötzlich hörten Qyr und Rina ein Rascheln im Gebüsch. Rina erschnupperte Menschengeruch, während Qyr sich einen Stock schnappte und dort herumstocherte, wo sie dachte, das Geräusch gehört zu haben.

Es waren die bewaffneten Stadtwachen, die uns bei der Ankunft in Barovia für Zombies gehalten hatten.

Sie waren auf der Suche nach einer vierköpfigen Familie, welche in der letzten Nacht verschwunden war. Wir versicherten ihnen, die Augen offenzuhalten.

An eine Wegkreuzung lichtete sich dieser wieder ein wenig. Im Schlamm und Nieselregen erkannten wir einen Galgen und einen zerfallenen Friedhof neben dem Weg. Der Galgen schien schon lange nicht mehr in Gebrauch zu sein und die Grabsteine waren schon so verwittert, dass kaum noch ein Name darauf erkenntlich war.

Plötzlich hörten wir Hufgeklapper und das Herannahen einer Kutsche! Ein paar stellten sich schützend zu Ireena, andere versuchten (!) sich zu verstecken.

Auf dem Kutschbock saß ein adlig wirkender, jedoch sehr blasser Mann. Ireena erkannte ihn als Dorus besten Freund Esher, der mit ihm den Aufstand angezettelt hatte!

Die Kutsche hielt an der Weggabelung und der Mann stieg ab und half niemand anderem als Graf Strahd von Zarovich hinaus!

Ireena nahm eine verkrampfte Haltung ein und warnte uns noch, ihm auf gar keinen Fall direkt in die Augen zu sehen.

Dann verwickelte uns der Graf auch schon in ein Gespräch.

„Ich wollte nur nach den Neuankömmlingen in meinem Reich sehen. Ihr scheint mir sehr interessant zu sein.“

Er meinte, er würde alles in seinem Reich erfahren, da er eins sei mit Barovia. Alles gehorche ihm, sogar die Bäume und Sträucher.

An Tirx schien wr besonders Gefallen zu finden «so eine fähige und starke Wache wie ihr würde in meinem Schloss noch fehlen, ich lade euch ein, die Ewigkeit mit mir dort zu verbringen. Es würde euch an nichts fehlen, auch Hunger und Durst müsstet ihr nicht mehr verspüren.»

Doch Tirx lehnte dankend ab.

«Das war keine Bitte!»

Doch keiner aus der Gruppe wollte sich ihm anschliessen. Thyrim wollte sein Angebot allerdings «im Hinterkopf behalten».

Der Graf schien nicht beunruhigt, sonder eher leicht belustigt zu sein. Er habe Zeit und das mache es interessanter, meinte er, bevor er seine Kutsche wieder bestieg und in Richtung Barovia von dannen zog.

Wir stießen einen gemeinsamen Stoßseufzer aus.

Auf unserem weiteren Weg wurden wir tatsächlich beobachtet. Wölfe folgten uns im Unterholz des Waldes.

Plötzlich flatterte uns ein aufgebrachter kleiner Rabe entgegen. Er war verletzt! Kleine mit Widerhaken bewehrte Stacheln steckten in seinem Gefieder, das wunderschön blauschwarz schimmerte. Schnell! Wir mussten ihm helfen!

Da kam schon das angerast, was den armen kleinen Raben so zugerichtet hatte: ein Geschöpf aus Holz und Fäden mit einem aufgemalten Gesicht. Eine Harpye!

Zum Glück war sie und ihr Gefolge relativ schnell besiegt und zerfiel in ihre Einzelteile.

Wir verarzteten schnell den kleinen Raben, der es gleichmütig zuliess. Er schien sich sehr zu freuen, als endlich alle Widerhaken herausgepickt waren. Die kleinen Wunden schlossen sich überraschend schnell. Freudig keckernd und klickend hüpfte er auf den Karren und schien uns begleiten zu wollen.

Begleitet von seinen Geräuschen ging es weiter durch den unheimlichen Wald.

Mit unserem fröhlichen neuen Begleiter fanden wir uns schließlich auf einer Lichtung mit einigen Zelten wieder. Wir hatten das Lager der Vistani gefunden, wo sich Madame Eva aufhalten sollte. Sogleich wurden wir fröhlich begrüßt und zum Zelt der alten Dame gebracht.

«Genau zur rechten Zeit, ich habe euch erwartet!», kicherte diese.

Sie schien über jeden von uns Bescheid zu wissen. Als wir ihr den Grund unseres Hierseins erklärten, dass wir ein Mittel, um Vampire zu besiegen suchten, lud sie uns zu Mitternacht ein, zum Galgen zu kommen. „Doch gebt acht und lasst euch nicht verfolgen! Kommt allein.»

Gerade als wir ihr Zelt verliessen, durchzuckte sie etwas und stöhnte in einer seltsamen Stimme auf: «es kommt ein einzelner Schatten auf uns zu. Er ist allein, nehmt euch in acht vor ihm. Traut niemandem.»

Und so schnell war der Spuk auch wieder vorbei. «Viel Spass mit unseren Geschichten am Feuer!», rief sie uns noch nach. Die Warnung war wohl nicht von ihr gewesen…

Traut niemandem…

Den Rest des Abends verbrachten wir mit einem lustigen Geschichtenspiel «Wahrheit oder nicht“ und den anderen Vistani am Feuer.

Jeder und jede gab einen kleinen Einsatz und die Person, die am besten geraten hatte, bekam alles.

Die erste Geschichte handelte von einem verstoßenen Prinzen, der gegen sein eigenes Volk kämpfen musste und von den Vistani dabei unterstützt wurde. Eine ewige Freundschaft entsprang daraus.

Eine zweite Geschichte handelte von einer Kriegerin und in der Dritten ging es um Ratten, die die Spatzen auslöschen wollten und immer noch den letzten Spatzen suchten.

Alle schienen einen wahren Kern zu haben.

Qyr gewann das Spiel und steckte schnell alle Sachen ein. Später wollte sie die Einsätze ihrer Gefährten wieder zurückgeben, doch nicht direkt nach dem Sieg, wer weiß, ob das negativ aufgefasst werden könnte.

Da sprang einer der Vistani, der die ganze Zeit sehr ruhig gewesen war, auf und meinte, er suche sich jetzt einen Schlafplatz außerhalb. Er sei sowieso schon zu lang hier geblieben und wollte niemanden in Gefahr bringen. Und er verschwand im Wald.

Dieser Vistani hatte eine Buchseite als Preis eingesetzt. Es war eine weitere Seite aus dem Buch von Rudolf van Richter! Diesmal ging es um Werwölfe.

Nach der Geschichtenerzählstunde und dem abrupten Abschied Aturis, blieb unsere Gruppe noch um das Feuer sitzen, während Stanimir und die anderen Vistani sich langsam in ihre Wagen zurückzogen, um zu schlafen (+ schnarchen). Wir warteten ab bis kurz vor Mitternacht.

Eine halbe Stunde vor Mitternacht machten wir uns auf den Weg zur Kreuzung mit dem Galgen und dem Friedhof. Ungefähr auf halbem Weg dahin hörten Rina und Qyr eine Verfolgerin. Es war Elisa. Es gelang uns rasch, sie zu überwältigen und nach einigem Hin und Her (Tirx und Thyrim waren dafür, sie zu töten), schlugen wir sie bewusstlos, fesselten und nahmen sie mit. Außer Hörreichweite der Kreuzung legten wir sie ab. Arwenya hüllte sie in Stille ein und sie und Thyrim passten auf Elisa auf. Als Madame Eva uns sah, wurde sie sehr ungehalten: «Was hatte ich euch als letztes gesagt?!?!» – «ähm … traut niemandem?», antworteten wir. Sie stutzte. «Nein! Kommt alleine! Ihr müsst sie sofort töten sonst wird sie eine große Gefahr! Alle Vitani dienen dem Strahd!» – «Ich habs doch gleich gesagt!», triumphierte Tirx. Schnell töteten wir sie und verscharrten sie etwas abseits des Weges im Wald.

Dann legte Madame Eva los. Auf dem Friedhof stellte sie Kerzen auf und begann, uns die Karten zu legen.

Die erste Karte zeigte den Verräter und sei ein Geist eines großen Hauses, der uns führen würde:

Die zweite Karte, der Myrmidon. In einer Wolfshöhle über einem Bergsee befindet sich ein Schatz.

Die dritte Karte, der Bischof. Hinter einem Haufen Schätzen seien schwere Bernsteintüren. Dahinter befinde sich, was wir suchen.

Die vierte Karte: der Nebel. Eine Vistana sucht alleine nach ihrem Mentor. Sie ist in der Abtei der heiligen Makovia in der nähe der Nebel.

Die letzte Karte: die Marionette. die Marionette blickt in große Höhen. Findet das schlagende Herz des Schlosses dort.

Dafür, dass sie uns die Karten las, sollten wir für ihre Enkeltochter Arabella bei Blinkys in Vallaki eine Puppe kaufen. Dafür überreichte sie uns einen Geldbeutel.

Madame Eva verblieb noch etwas bei der Kreuzung. Sie meinte, die Lesung habe sie sehr ausgelaugt und sie würde noch etwas dableiben, um auszuruhen. Also gingen wir zurück zum Vistani Lager und legten uns schlafen.

Am 1. Neyavr – 735 B. C.

Am nächsten Morgen hatte Rina plötzlich einen kleinen Drachenbegleiter! Hatte sie sich den aus dem Aether erträumt? Qyr hatte sowas in einer Geschichte schon einmal gehört. Nach einem deftigen Frühstück verabschiedeten wir uns von Stanimir und Aturi, der kurz zuvor zerzaust aus dem Wald zurückgekehrt war, und machten uns auf den Weg. Weiter nach Vallachi.

Dafür mussten wir zurück zur Weggabelung und diesmal die Abzweigung wählen, die wir noch nicht entlang gegangen waren. Kaum waren wir etwas unterwegs, hörten wir… Hufe. Aber langsame, behäbige Hufe. Sie schienen fast schon schlurfend. Um die Kurve kam ein Pferd mit einem Reiter gestakst. Doch das Pferd sah zerfetzt aus, der Reiter war fast nur noch Knochen und etwas verweste Haut. Beide beachteten uns nicht und schlurften einfach an uns vorbei. Wie außerordentlich interessant!

Noch ein paar Biegungen weiter, kamen wir wieder in den Wald.

Rina und Qyr sahen aus ihren Augenwinkeln etwas, was ihnen schon bekannt vorkam: Wolfsfell.

Plötzlich hüpften mehrere Wölfe aus dem Unterholz und stellten sich uns in den Weg! Die kleineren Wölfe waren zum Glück schnell besiegt. Die größeren erwiesen sich als schwierigere Gegner. Es schien, als könnten ihnen Waffen nichts anhaben. Doch halt! Hatten wir nicht eine Buchseite mit Informationen zu Werwölfen gefunden? «Silber! Sie sind nur mit Silber verwundbar!» Zum Glück hatten wir in der Truhe des Bürgermeisters auch einige Silberpfeile gefunden. So wurden die Wölfe schnell besiegt. Doch leider waren zwei von uns durch sie verwundet worden… würde uns noch Schlimmeres bevorstehen?

Es half alles nichts – wir mussten trotzdem weiter. Nach einer Weile hörten wir ein Rauschen, das immer lauter wurde. Nach einer guten Stunde Weg kamen wir an die Tsar Wasserfälle. Sie waren so laut, dass man sich selber fast nicht mehr denken hörte. Darunter konnte der Fluss über eine Brücke überquert werden. Doch darauf stand eine Person. Als wir uns ihr näherten kam sie uns seltsam vor. Nicht ganz von dieser Welt. Er hieß Sir Godfrey Gwilym und war ein Widergänger. Seine Aufgabe war, die Brücke zu bewachen und er diente dem Schlossherren von Schloss Argynvostholt, welches nicht weit entfernt war. Doch dies wäre ein Umweg nach Vallaki gewesen, also wählten wir an der Kreuzung nach der Brücke den Weg, der in Richtung Norden verlief. Kurz nach der Kreuzung stießen wir auf ein paar verwitterte Steine. Niemand konnte die Inschrift lesen, die darauf eingemeißelt worden war. Die Steine schienen sehr alt zu sein.

Plötzlich hörten wir ein lautes Gekrächze. Ein großer Rabenschwarm flog über uns hinweg. Unser kleiner Rabenfindling, dessen Name Blue war, wie wir dank Rina (Yatsuka aber den Namen hatte sie uns noch nicht genannt) herausfinden konnten, schloss sich freudig dem Schwarm an. Die Raben begleiteten uns auf dem Rest des Weges. Plötzlich wurden sie unruhig. Und kurz darauf wurden wir tatsächlich nochmals von Werwölfen angegriffen. Diesmal wussten wir aber, was zu tun war und mit den Silberpfeilen waren sie schnell besiegt. Leider nicht, ohne auch diesmal jemanden zu verletzen…

Einige Zeit später kamen wir an eine Lichtung die zum See Zarovich führte. Irene erinnerte sich dunkel daran, hier schon einmal gewesen zu sein. Sie war adoptiert worden, erzählte sie uns. An die Zeit vor ihrer Adoption konnte sie sich kaum erinnern aber diesen Ort kannte sie.

Doch eine Rast wollten wir hier nicht machen, die Stadt Vallaki war schon zu sehen! Schnell liefen wir weiter in der Hoffnung auf ein warmes Nachtlager.

Vor den Toren der Stadt war ein Flüchtlingslager aufgestellt worden. Es waren die Flüchtlinge aus Barovia. Irene war stinksauer, dass sie alle vor den Toren der Stadt in Zelten hausen mussten! Sie wollte die Nacht bei ihren Landsleuten verbringen.

Wir verabredeten uns für den nächsten Morgen wieder vor der Stadt. Nachdem wir die sehr strengen Sicherheitskontrollen endlich alle überstanden hatten, freuten wir uns auf eine warme Taverne, ein warmes Mahl und ein kühles Bier.

Den Abend verbrachten wir im Blue Water Inn. Es gab Speis und Trank und interessante Unterhaltung durch einen sehr vornehm aussehnden Barden, der an einem fast vollen Tisch saß, wo er die Leute zu unterhalten schien. Es sah aus, wie eine weitere Abenteurergruppe. Schnell erkannte auch der Barde, dass wir nicht aus Barovia waren und lud uns an seinen Tisch ein. Er war ein Meister im Geschichten erzählen. So unterhielt er uns gut beim Essen und Aufwärmen. Als wir alle satt und müde waren und die anderen Abenteurer, die seit ein paar Monaten in Barovia feststeckten, zu Bett gingen, legten auch wir uns in unsere Betten.

Am 2. Neyavr – 735 B. C.

Nach einem guten Frühstück beschlossen wir, erst zu Blinsky’s Puppenladen zu gehen, bevor wir uns mit Ireena vor den Toren der Stadt treffen wollten. Doch als wir die Richtung des Ladens einschlugen, wurden die Menschen auf der Straße plötzlich unruhig. EIn sehr vornehm aussender Mann und ein weiterer, der wie sein Bodyguard aussah, bahnten sich einen Weg durch die Menge. Eine alte Frau hatte sich ihnen aus Versehen in den Weg gestellt, was zum Tumult geführt hatte. Der Bodyguard beschimpfte die alte Frau, ihretwegen sei nun der Stiefel seines Herren beschmutzt und sie müsse bestraft werden! Es war hart, daneben zu stehen und zuzusehen. Doch wir sollten uns ja nicht einmischen, hatten uns die Tavernenwirte gestern gemahnt. Hier habe der Baron das sagen, und alle, die gegen ihn das Wort erhoben, würden schwer bestraft.

Plötzlich stand einer der jungen Abenteurer von letztem Abend (oder der Priester?) neben der alten Frau und versuchte, den Bodyguard zu beschwichtigen. Die alte Frau habe nicht gewusst, was sie tat und er bitte, sie zu verschonen. Einmal würde er das noch durchgehen lassen, meinte der vornehme Mann. Aber nur, weil in wenigen Tagen das Sonnenfest sei. Alle seien eingeladen. Die Menschen machten erzwungene Freudgeräusche. Alle mussten an diesem Fest teilnehmen. Ob sie wollten, oder nicht.

Nachdem die Menschentraube sich aufgelöst hatte und auch der Baron und sein Bodyguard weiter gegangen waren, gingen wir wieder Richtung Blinsky’s. Doch wieder kamen wir nicht weit. Gerade, als wir losgehen wollten, kam ein Pastor auf uns zu. Ireena habe ihm von uns erzählt und dass wir ihm bestimmt helfen könnten. So folgten wir ihm zur Kirche, am Rande von Vallaki. Wobei genau wir ihm helfen konnten, wollte er auf offener Straße nicht verraten. «Der Baron hat überall Augen und Ohren.»

In der Kirche angekommen, wurden wir von argwöhnischen Augen inspiziert. «Seid ihr Vampire? Was macht ihr denn hier? Ihr seid nicht von hier! Man kann niemandem trauen!» Ein kleiner Junge sah uns missbilligend an und verschwand dann schimpfend. NIchts, was wir hätten sagen können, hätte ihn beruhigt, meinte der Pfarrer.

Nun konnte er endlich offen mit uns sprechen: «Letzte Nacht ist hier eingebrochen worden.» Er zeigte auf ein zerbrochenes Fenster. Ein weiterer Junge wischte gerade die Scherben zusammen. «Unter dem Altar liegen die Gebeine vom heiligen ___. Diese beschützten die Kirche seit Jahrzehnten, doch nun sind sie gestohlen worden. Ich befürchte, meine Kirche wird nicht mehr lange sicher sein. Bitte helft mir!»Auf die Frage, wo Ireena sei, die er als Vorwand benutzt hatte, um uns zur Kirche zu bringen, meinte er, sie sei schon wieder weitergegangen. Also begannen wir, die Kirche zu inspizieren. An den aufgebrochenen Dielen hing ein kleines Stück graue Wolle. Darunter, wo bis letzte Nacht die Knochen noch gelegen hatten, fand Thyrim ein paar Strähnen dunkler, langer Haare. HInter der Kirche, unter dem kaputten Fenster, fand Yatsuka einen Fußabdruck, aber keine weiteren Hinweise. Den einzigen anderen Hinweis, gab uns der Kirchenjunge. Er erzählte, dass der andere Junge, der uns so misstrauische Fragen gestellt hatte, in letzter Zeit viele komische Sachen sagte. Er schien sich immer tiefer in sein Misstrauen zu vergraben und redete wohl teilweise sehr wirr.

Wir wollten Milo nochmals befragen gehen. Da er eine Familie hatte (nicht wie der andere Junge), konnte er nach seinen Aufgaben in der Kirche zu seinen Eltern ins Armenviertel. Wir wollten wissen, ob er etwas von den Gebeinen des St. Andral in der Kirche wusste, da Pater Petrovich einen Tag vor dem Einbruch Yeska davon erzählt hatte und Milo in der Nähe gewesen sein könnte.

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