Würfel
Kurzgeschichten,  Rollenspiel

Yara 11 – Frühlingsfest

Cinar und ich waren nicht die einzigen auf dem Frühlingsfest.

Auch Tappser schoss an einer Schiessbude ein Stofftier für Nehil, der sich einen Eulenbären aussuchte.
Ausserdem schrieb er sich für den Schönheitswettbewerb des Festes ein. Dafür musste er zwei Runden bestehen: eine Charisma- und eine Talentrunde. Er hatte jedoch viel Konkurrenz: eine Gnomin, eine Elfin, eine andere Tabaxi und noch einige mehr.

Tara ging als erstes Entenangeln und gewann ein kleines Stofftier. Ausserdem nahm sie am Schwebewettbewerb teil. Es gab fünf Teilnehmer, jeder musste fünf Gold in einen Topf einzahlen. Derjenige, der ein Brettchen am längsten schweben lassen konnte, durfte das Preisgeld behalten. Die weiteren Teilnehmer waren ein Halbling, ein Elbling, ein Elf und ein Mensch.
Taras Brett schwebte in der Testphase leider gar nicht gut. Doch in der ersten Runde des Wettbewerbs schoss ihr Brettchen in die Höhe, dass nur noch der Elf und der Halbling mithalten konnten. In der zweiten Runde sank das Brettchen des Elfs nur zu Boden. Nur Taras und das Brettchen des Halblings blieben in der Luft schweben. In der letzten Runde stürzte auch der Halbling mitsamt seines Brettchens zu Boden. Tara hatte gewonnen und es gab Beifall für sie. Das Preisgeld gehörte ihr.

Bild von Peter Hempel auf Pixabay

Währenddessen war ich ganz angetan vom Bonsaikurs. Ein Elf leitete das ganze an und ich machte unter seiner Aufsicht aus einem hässlichen Miniahornbusch einen ganz passablen Bonsai. Ich nahm mir vor, dies öfter zu machen und durfte mein pièce de résistance mitnehmen.
Dann ging ich zum…Traumzauberer. Weil ich mir überhaupt nichts darunter vorstellen konnte. Was machte der denn?
«Die meisten sind skeptisch, doch für eine milde Gabe gebe ich euch eine traumreiche Nacht. Wie die Träume aussehen, kann ich nicht beeinflussen. Doch die Intensität.»
Ich legte ihm also ein Goldstück hin und der Zauberer legte behutsam die Hand auf meien Stirn, schloss die Augen und bat mich, dasselbe zu tun. Etwas abgeranzt sah er ja schon aus, dieser alte verschrumpelte Zauberer. Nein, halt, Konzentration. Ich konzentrierte mich auf die Berührung und wurde ganz ruhig. Ein kurzer, tranceartiger Zustand kam über mich, der auch schon wieder abflaute, bevor ich richtig realisieren konnte, was es war. Eine kurze, aber tolle Erfahrung! Ich bedankte mich bei dem Herrn.
«Geht nicht zu spät ins Bett heute», riet er mir, «umso länger habt ihr was von den Träumen.»
Und ich machte mich so schnell wie möglich wieder auf zu Gelwarins Haus. Ich wollte nichts verpassen.
Unterwegs traf ich Cinar wieder, der beim Armdrücken gewesen war und gegen einen sehr durchtrainierten Zwerg wohl gewonnen hatte. Er sah sehr selbstzufrieden aus.

Tappser nahm währenddessen am Schönheitswettbewerb teil. In der ersten Runde – der Charismarunde – schlug er sich wohl gar nicht mal schlecht. Tara guckte auch nicht schlecht, asl sie Tappser auf der Bühne stehen sah. Sie war eigentlich schon beim Stockbrot, wo sich die beiden am Ende des Abends wieder hatten treffen wollen. Prompt fiel ihr ein Stück Brot aus dem Mund.
Nach der Talentrunde, in der Tappser sein Verschwindibustalent vorgeführt hatte (und die halbe Zuschauerschaft zu Tode erschreckte) musste sich die Jury nochmals beraten.
Tara war es leid zu warten und sie schlenderte noch zum Hau den Lukas. Den sie prompt zerstörte. Der Applaus war verhalten und auch der Besitzer war zu eingeschüchtert, um ihr die Leviten zu lesen, also machte sie sich beschämt schnell aus dem Staub.
Zum offiziellen Ende des Abends verkündete die Jury die Gewinner des Schönheitswettbewerbs:
Der 3. Platz ging an die Tieflingdame mit magischem Talent, der 2. Platz ging an Tappser! Er erhielt 500 Gold als Preisgeld.
Den Wettbewerb gewonnen hatte eine Wassergenasi.

Ich träumte durchaus positive Träume und fühlte mich am nächsten Tag als könnte mir keiner was. Beim Frühstück schenkte ich Gelwarin mein erstes selbstgemachtes Bonsaibäumchen. Dann machten Cinar und ich uns auf zum Hafen, wo unsere Güter schon abgeladen sein mussten.
Tappser und Tara kamen kurz nach uns an.
Die Kisten und Fässer sollten ja zur Xunmer Handelsgesellschaft. Wir machten uns auf zum Lager des Schiffers, der bereits die nächsten Waren einlud. Unsere Güter waren tatsächlich schon abgeladen und in der Lagerhalle. Und die Handelsgesellschaft hatte tatsächlich einen Stand direkt am Hafen.
Dort sass ein Kaufmann hinter dem Tresen. Er zog die Augenbrauen hoch, als wir mit einem vollbeladenen Karren (den Tappser uns mit viel Mühe organisiert hatte) vorgefahren kamen. Laut dem Lieferschein gehörten diese ins Lagerhaus 7 direkt am Pier. Und dort würden wir unsere Belohnung kriegen? Nein, die gabs beim Händler.
Also brachten wir die waren zum Lagerhaus 7, was zufälligerweise genau das Lager war, aus dem wir sie geholt hatten… Den geliehenen Karren gaben wir auch wieder ab und erhielten darauf beim Xunmer Händler unsere 2500 Gold. So viel Arbeit zuviel gemacht…

Von der Belohnung holte Tappser sich schnell einen Ghulerkennungsring und rannte davon für verschiedene Besorgungen. Den würden wir schon wiederfinden.
Währenddessen fragte ich die anderen, ob sie mir helfen würden, inmeiner alten Heimatruine nach dem Rechten zu sehen. Gelwarin hatte mir ja erzält, dass dich dort wohl Echsenmenschen niedergelassen hätten.
Wir gingen also zum Markt, um uns di eZeit zu vertreiben. Ich kaufte mir eine Papaya und eine Ananas, die ich mit meinen Tierchen und den anderen teilte. Irgendwann kehrte Tappser auch zum Hafen zurück. Er hatte uns wohl auf dem Markt übersehen.
Als es zu regenen anfing, gingen wir dann doch wieder zurück zum Hafen, um Tappser zu suchen. Wir fanden ihn auch dort. Pitschnass mit ein paar frisch gefangenen Fischen.
Nehil war unser vorhaben mit dem Wald zu gefährlich und er verabschiedete sich von uns erst einmal. Gelwarin hatte ihn eingeladen. Bei ihm war er in guten Händen.

Bild von Tomasz Hanarz auf Pixabay

Nun konnten wir Loudwater verlassen, um uns zu den Ruinen aufzumachen. Eine halbe Tagesreise war es bis zur Ruine. Bei ein paar Gehöften nördlich von Loudwater fiel Tara zufälligerweise auf, dass einige Fenster mit Brettern verbarrikadiert worden waren.
Wir fragten die nächste Bäuerin, die auf einem Feld arbeitete, was es damit auf sich hatte.
«In den letzten Nächten sind Leute verschwunden. Mittlerweile schon zwei. Spurlos. Auch die Stadtwache kann sich keinen Reim darauf machen. Ermitteln tun sie allerdings auch nicht.»
Dem wollten wir genauer auf den Grund gehen und waren eingeladen, die Nacht bei der Bäurein zu verbringen und Wache zu halten. Die Bauern hatten schon die Echsenmenschen in Verdacht, doch ganz sicher waren sie sich nicht.

Als es etwas später wurde, legten sich die anderen drei kurz hin, ich blieb wach. Je später die Stunde, desto angespannter wurden die Bauern, die langsam alle nach Hause kamen und zu Abend zu essen.
Nach dem Nickerchen machten wir uns bereit, um über die Nacht zu wachen. Tappser verstekte sich draussen, Tara kletterte aufs Dach, Cinar machte sich draussen mitten auf dem Weg ein Feuerchen (wollte er Lockvogel spielen?) und ich suchte mir einen Ort im Haus, wo ich die Gegend in Richtung Wald überblicken konnte.

Nichts geschah. Lange Zeit. Bis Cinar irgendwann ein Knacken hörte. Sofort zog er sein Schwert und entzündete es. Tappser sah noch, wie sich ein Schatten an Cinar anschlich, aber sofort reissaus nahm, als er sein Schwert entzündete. In Windesweile rannte Tappser hinterher, verlor jedoch irgenwann die Spur weiter im Norden.

Wieder zruück beim Bauernhaus wollten sie uns erst nicht hereinlassen.
«Seid ihr noch die, die ihr eben noch wart?», kam die kryptische Frage von hinter der Tür.
«Da gehen wir von aus, ja.» Cinar, pragmatisch wie wir ihn kannten.
Etwas zögerlich wurden wir hineingelassen. Die Bäuerin entschuldigte sich für das Verhalten ihres Mannes. Er sei ziemlich paranoid. Falls die Echsenmenschen einen Nekromanten oder sowas hätten, wisse man ja nie. Wo sie recht hatte…

Am nächsten Morgen fragten wir nochmal nach, ob seit der Nacht jemand vermisst wurde. Doch dies verneinte der Bauer glücklicherweise. Also konnten wir weiter in Richtung Wald, auf den Spuren des Wesens, das in der Nacht für Aufruhr gesorgt hatte.

Unser Tagesmarsch war jedoch sehr unspektakulär und geprägt von müden Füssen und langen Wegen. Wir fanden immerhin noch ein paar Pilze und Beeren. Ich wurde immer hibbeliger. Endlich mal wieder zu Hause! Doch was war wohl daraus geworden? Was hatten die Echsenmenschen daraus gemacht?

Irgendwann sahen wir ein paar Steine, die zur Ruine gehörten. Endlich da!
Wir betraten die Ruinen und wurden sofort von zwei Echsenmenschen «begrüsst», die uns offensichtlich nicht gut gesonnen waren. Sie gingen nämlich sofort mit ihren Speeren auf uns los.
Doch unserer Übermacht waren sie nicht gewachsen.
Im ersten grossen Raum, wo schon lange die Decke eingestürzt war und mein Lieblingsbaum stand, trafen wir auf die nächsten Echsen. Auch sie griffen uns sofort an, als sie Cinar sahen.
Den einen erledigten wir noch ziemlich schnell, doch den zweiten liessen wir am Leben, um ihn auszufragen. Von ihm erfuhren wir, dass auch von den Echsenmenschen welche verschwinden würden. Ausserdem sahen sie sich als die rechtmässigen Bewohner und Besitzer der Ruine. Sie hatten sie ja immerhin verlassen vorgefunden. Ich war zu lange nicht mehr dort. Mir ging es richtig schlecht, ich hätte nie weggehen sollen! Die Tiere in deren Obhut ich die Ruine gelassen hatte, hatten natürlich gegen einen ganzen Stamm an Echsenmenschen keine Chance.
Schnell zogen wir uns in meine ehemaligen Privatgemächer hinter der Kustilani-Tür zurück. Diese Tür konnte nur von einem Mitglied des Kustilaniklans geöffnet werden. Hier waren die Echsen wohl noch nicht gewesen, doch es war alles ziemlich heruntergekommen.

Doch – oh Schreck! – Der Eingang zum Heiligtum war zerstört! Es war alles eingestürzt!

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