Würfel
Kurzgeschichten,  Rollenspiel

Yara 10 – Tappser schmollt auf der Schifffahrt

Verhandlungen mit Tappser nützten irgendwie nichts. Er liess sich nicht davon abbringen, egal, wer ihm was drohte oder versprach.
Hideko aktivierte eine weitere Rune, wurde plötzlich riesig und schlug Tappser bewusstlos.

Währenddessen hatte Tara den Kampf gegen die kinderstehlende Gnomin gewonnen. Mit Unterstützung der Wache, die die Gegenerin eingekreist hatte. Auch sie gehörte wohl zur Triade des Mondes, da sie kurz vor ihrem Ende siegessicher noch brüllte: «Die Triade des Mondes wird immer siegreich sein!». Doch genützt hatte es ihr nichts.

Kurz darauf fanden auch Cinar und ich uns in der Seitengasse ein. Wir erklärten Tara kurz und knapp, was geschehen war und wozu wir das Amulett bräuchten. Auch Tara wollte das Amulett ungern abgeben (wie wir alle), sah jedoch auch ein , dass wir uns in einer ungünstigen Position den Ghulen gegenüber befanden. Also machten wir uns gemeinsam auf den Rückweg und besprachen, wie wir den Austausch am besten gestalten konnten.

Bild von Gerhard Friedl auf Pixabay

Als wir wieder in der Gasse mit dem Turm eintrafen, sahen wir nur noch Hideko und Troy bei den beiden Tabaxis stehen. Sarah hatte sich wohl zurückgezogen, um ihre Wunden zu lecken.
«Ihr seid also zurück», begrüsste uns Troy und hielt seine Hand auf, um das Amulett entegenzunehmen.
«Ich schlage vor, dass ihr uns unsere Freunde überlässt, während ich einen unsichtbaren Diener erschaffe, der euch das Amulett überreicht», erklärte Tara, wie die Übergabe laufen sollte.
Die beiden Ghule traten ein paar Schritte zurück und Tara übergab das Amulett über ihren unsichtbaren Diener an Troy.
«Gut, dann werden wir jetzt gehen», sagte Troy und damit drehten sich die beiden Ghulkinder um und schlenderten die Strasse entlang fort.
Wir hätten doch das Amulett benutzen sollen, um Tara zu retten, das hätte uns einiges an Kohle gespart…

Tappser befreite sich mit etwas HIlfe von Cinar von seinen Fesseln, guckte uns böse an, kraxelte auf das nächste Dach und verschwand in Richtung Marktplatz.
«Hallo Nehil, was machst du denn hier?», fragte ich den zurückgelassenen jungen Tabaxi.
«Ja, hallo! Schön, euch alle zu sehen! Ich dachte nur, ich folge euch trotzdem nach. Ich wusste ja, wohin ihr unterwegs seid und habe doch Familie in Sundabar. Und da habe ich gedacht, ich folge euch und dann gleich so eine Aufregung hier.»
«Na dann willkommen bei uns in der Gruppe! Wir waren vor dieser ganzen Aufregung eigentlich gerade unterwegs zu einem Freund, der uns noch was geben wollte. Kommst du mit?»
«Ja klar! Gerne!» nahm der eingeschüchterte Katzenjunge die Einladung an.

Auf dem Weg zu Elorfindars Haus, an dessen Adresse ich mich perfekt erinnern konnte, begegneten wir Tappser wieder, der uns aber gekonnt ignorierte.
Cinar klopfte und Elorfindar machte die Türe auf. Er wirkte etwas ungepflegt, fast verwarlost.
«Ach wie schön!», begrüsste er uns, «Ihr seid noch einmal gekommen! Ich habe mir gedacht, Abenteurer werden ja sicherlich nicht umsonst ihre Dienste leisten. Ich denke, obwohl es nicht ganz zur Zufriedenheit gelaufen ist und ich meinen einstigen Sohn verloren habe, wollte ich euch doch noch ein wenig entlohnen.»
Nach diesem Monolog drückte er Cinar ein prall gefülltes Säckchen in die Hand, verabschiedete sich etwas monoton von uns und schloss die Tür wieder. Im Säckchen waren 1000 Gold, die wir untereinander verteilten. Tappser stand zwar weit hinter uns, doch Cinar warf ihm seinen Teil direkt vor die Füsse. Tappser nahm es wortlos auf und verschwand.

Wir schlenderten also gemütlich zum Hafen, etwas Zeit hatten wir ja noch. Dort trafen wir wieder einmal auf Tappser, der etwas abgehetzt wirkte. Am Hafen lag bereits das Schiff, das wir schützen sollten. Es wurde gerade noch beladen. Der Kapitän war schon an Bord und dirigierte die letzten Güter hinauf.
«Da seid ihr ja! Ich dachte schon, wir müssen ohne euch ablegen! Ist eure Gruppe grösser geworden?», begrüsste er uns ungeduldig.
«Ja, wir haben noch einen Freund dabei, der auch gerne mitkommen würde, wenn es noch einen Platz auf dem Schiff gibt!», rief Cinar hinauf.
«Na dann…aber euer Gold wird auch nicht mehr!»
Was für ein knausriger Kapitän. Naja, kein Problem. Hauptsache der Tabaxi war bei uns in Sicherheit.

Nach zwei Tagen auf dem Fluss kamen wir in Secomber an, wo einiges an Gütern um- und neu aufgeladen wurde. Tappser war uns die ganzen Tage aus dem Weg gegangen und hatte kaum ein Wort gesagt. Eine Stunde hatten wir in Secomber, einer kleinen Stadt, die vor allem von Weiden und Äckern umgeben war. Wir deckten uns mit dem Nötigsten ein und trafen uns auf dem Schiff wieder.

Bild von DJ Ludlow auf Pixabay

Gerade wollten wir ablegen, als aus dem Dorfinneren eine in Leder gekleidete Frau mit roten Haaren an Bord sprintet und flehte:
«Nehmt mich mit, nehmt mich mit! Ihr fahrt doch sicher nach Norden!»
«Käptn!!!», rief ich, «Hier ist jemand, der mitfahren möchte!»
«Kann sie zahlen?», tönte es aus der Kajüte.
«Ja! Ich kann 10 Gold bieten!», rief die Frau.
Der Kapitän war einverstanden, die Crew holte die letzten Seile ein und wir legten ab.
Beim Rausfahren sah ich noch, wie eine Gruppe Leute aus einer Gasse zum Hafen gesprintet kam und uns hinterherbrüllte:
«Stopp! Bringt sie zurück!»
Mein Beschützerinstinkt war geweckt. Was wollten diese Leute von der Rothaarigen? Ich sprach sie an und stellte mich vor. Sie hiess Rhea (wow, toller Name!) und offenbar waren ihr die Leute einfach so hinterhergerannt. Plötzlich drückte sie mir ihre zehn Gold in die Hand.
«Käptn!!!», rief ich abermals. Der kam leicht torkelnd wieder aus seiner Kajüte, übergab mir oder uns (es war nicht ganz klar, wen er anschielte) einfach die Weisungsgewalt, Leute aufs Schiff zu lassen, warf mir ein Säckchen mit hundert Gold vor die Füsse und verschwand wieder.

Auf der Fahrt über Zelbross bis Loudwater unterhielt ich mich ganz viel mit Rhea, erfuhr aber nicht allzu viel. Ausser, dass sie aus Alaghôn stammt, sich mit ihrer Familie wohl zerstritten und den Namen abgelegt hatte, mitte 30 war, was für einen Menshcen wohl schon älter war, nicht genau wusste, wo sie hin wollte (Sundabar sei aber auch schön, da gäbe es ein schönes Museum, gab sie mir den Tipp), mal wohl so etwas wie einen Beruf oder so erlernt («könnte man so sagen», meinte sie) und sich so durchgeschlagen hatte, viel gereist war und von Natur aus rote Haare hatte.
Als ich mit meiner mir eigenen sehr eloquenten Art versuchte, ihr zu erzählen, was wir hier machten, musste ich ihr doch auch von der Weissagung erzählen oder? Mittendrin musste Cinar aber derart husten, dass es mich ganz aus dem Konzept brachte und ich nur noch Konfuses vor mich hin brabbelte. Rhea verstand wohl nicht so ganz, was ich meinte.

Nach Zelbross, wo wir nicht anlandeten, dauerte es noch zwei Tage bis Loudwater. Ungefähr nach einem Tag, auf der Hälfte der Strecke, kam ein Steg in Sicht. Auf dem Steg war ein Schild angebracht, auf dem in verschiedenen Sprachen stand:

WEGZOLLPOSTEN!

«Aha», meinte Cinar.
Auf dem Steg standen zwei Männer in maritimer Unifrom. Sie winkten unser Schiff heran, damit es anlegte. Also machten wir wohl doch einen Zwischenstopp.
Widerwillig klappten wir die Planke hinunter, damit einer der beiden Männer an Bord kommen konnte:
«Guten Tag, Zollposten! Wir bräuchten mal eine Auflistung, was und wieviel ihr geladen habt.»
«Käptn!!!», rief ich sofort.
Der Käptn kam auch zum ersten Mal seit zwei Tagen aus seiner Kajüte. Total besoffen.
«Na dann zollt halt das Schiff, hier ist die Liste», meinte er.
Offenbar war es ungewöhnlich, dass hier Zollkontrollen stattfanden. Ich hatte keine Ahnung von sowas, war ja noch nie Schiff gefahren. Aber die Erfahrung gefiel mir. Mal was Neues.
Cinar übergab die Liste dem Beamten, mittels derer dieser ausrechnet, dass wohl 200 Gold Zoll fällig wären. Ich übergab das Säckchen mit den 100 Gold vom Kapitän an Cinar.
«Mach du», das war ein Geschäft ausserhalb meiner Komfortzone.
«Irgendwie kommt mir das komisch vor, scheint mir keine normale Zollsumme zu sein», meinte auch Cinar.
Tappser beobachtete das ganze aus seiner stummen, erhöhten Position in der Hängematte auf dem Achterdeck, die er die letzten Tage kaum verlassen hatte.
Cinar verlangte nach einer Bestätigung des Zollbeamtentums, also stiefelte der zweite, bislang stumme, Mensch los, um die Dokumente zu holen. Die hatten sie nicht bei sich, wäre ja viel zu einfach und zeitsparend sonst. Währenddessen konnten wir uns etwas mit dem anderen unterhalten. Wir wurden ihm wohl sympatisch und er ging mit den Zollkosten sogar noch um fünfzig Gold runter. Magni hiess er.
«Passt auf, wieviel Gold habt ihr denn dabei?», fragte er, «Dann schreibe ich nur die Kisten auf, die ihr bezahlen könnt.»
«Na, der Käptn hat uns vor…», begann ich.
«Ahem, ahem! Ich unterhalte mich mit dem!», fuhr mir Cinar ins Wort.
Nach einigen Verhandlungen einigten sich die zwei auf 100 Gold und Cinar übergab ihm das Säckchen vom Kapitän.

Gegen Sonnenuntergang sahen wir in der Ferne die Stadtmauern von Loudwater.
Wir fuhren ein und hörten reges Treiben aus dem Süden der Stadt. Es war schön, in eine Gegend zu kommen, die ich wenigstens einigermassen kannte und wo ich die Bewohner besser einschätzen konnte.
Die Stadt war immernoch sehr grün, hatte viele Gärten und an beiden Ufern standen viele Obstbäume, die in voller Blüte standen.
Cinar wandte sich an den Kapitän, um unser Gold einzufordern. Dafür, dass wir das Schiff und die Fracht so heroisch beschützt hatten.
Rhea war schon an Land gehüpft, winkte uns noch einmal zu und verschwand dann in den Gassen.
Ich war total gespannt, ob Gelwarin in der Stadt war und wollte mich sofort zu seinem Haus aufmachen. Dass ich das irgendwie der Gruppe mitteilen sollte, hatte ich total vergessen. Cinar tappste mir hinterher. Tappser, Tara und Nehil schienen wohl erst mal am Hafen bleiben und sich eine Taverne suchen zu wollen.

Bild von Dimitris Vetsikas auf Pixabay

Als wir vor Gelwarins Haus standen erkannte ich sofort, dass sein Garten noch immer so schön wie eh und je war. Und der Elf war sogar zu Hause! Er bat uns hinein und ich erzählte ihm von der Weissagung und ein wenig von unseren Abenteuern.
Gelwarin wiederum erzählte uns, dass sich in der Ruine, die ich so lange beschützt hatte, Echsenmenschen eingenistet hätten. Offenbar seien auch schon Menschen verschwunden. Das verwunderte mich sehr.
Die Echsenmenschen waren ein sehr eigenes Volk, das sehr zurückgezogen lebte. In den Wäldern in der Gegend gab es sie bisher noch gar nicht. Grundsätzlich gab es nicht das Volk der Echsenmenschen, lebten sie doch in Stammesverbünden, die von friedfertig bis kannibalistisch lebten. Das sollten wir uns wohl doch auch mal ansehen…ich machte mir etwas Sorgen, da ich ja die Ruine ohne Wächter verlassen hatte. Naja, nicht ganz; den Hirschen und Füchsen und anderen Waldtieren hatte ich sie hinterlassen. Doch wenn da ein ganzer Stamm Echsenmenschen ankam, könnten auch die Tiere in Bedrängnis kommen. Hätte ich alleine die Gruppe aufhalten können? Wohl kaum…

Doch dazu würden wir frühstens am nächsten Tag kommen. Wir waren genau zum richtigen Zeitpunkt da: Das Frühlingsfest auf dem Marktplatz war in vollem Gange! Da sollten wir unbedingt vorbeischauen, meinte auch Gelwarin.
Also machten wir uns auf zum Fest. Auch für mich war es das erste Mal. Ein Bonsaikurs! Und Essen! Plötzlich grummelte mein Magen ganz schön laut, hatte ich seit dem Mittag etwa nichts mehr gegessen? Also gönnten Silvie, Maturin und ich uns Kartoffelkringel und reisgefüllte Weinblätter und Schokolade und andere Süssigkeiten. Dann ging es auf zum Bonsaikurs!

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