Würfel
Kurzgeschichten,  Rollenspiel

Yara 1 – Rettet die Kinder

Als junges Gnomi übernahm ich,
Yara(hana) Venci Nywyn Sana Kustilani Wyse
widerwillig die Arbeit meines Vaters. Seine Aufgabe war es, über eine Elfenruine mitten im High Forest zu wachen, sie zu pflegen und die Natur zu hegen. Meinem Gnomenklan Kustilani zuliebe habe ich diese Aufgabe übernommen.
Viele Jahre verbrachte ich alleine aber nicht einsam in dieser Ruine. Im Einklang mit der Flora und Fauna des Waldes habe ich vieles gelernt, vor allem, das Leben zu schätzen und zu schützen. Mit der Zeit wurde mir durch die Freundschaft der Tiere und Pflanzen immer mehr gewahr, wie heilig die Natur ist. In vielen Meditationen habe ich versucht, eine gewisse Erleuchtung zu erlangen, aber selbst mit all meinem Wissen über den Wald und seine Mächte gelang mir dies nicht.
Ab und zu kam der Elf Gelwarin aus Loudwater vorbei – eine meiner wenigen Verbindungen zur Aussenwelt. Durch ihn erfuhr ich von der wunderschönen und gütigen Mielikki, der Göttin der Natur, des Lebens und des Waldes. Durch sie erfuhr ich vom Gleichgewicht der Natur. Alles hält sich die Waage; Leben und Tod, Licht und Dunkel. Doch Leiden erträgt sie nicht, wesewegen sie eine vollkommene Heilerin ist und allen Tieren hilft. Gelwarin erzählte mir, dass es nicht nur den Wald gibt, sondern noch viele weitere verschiedene Biosphären, welche teilweise durch weniger empfindsame Kreaturen sogar zerstört würden! Das Gleichgewicht der Natur wird durch die Zivilisation also gestört, Wälder für Brennholz und Städte abgeholzt. Ich erschrak über die Massen und machte mich auf, die Natur, den Wald und das Leben überhaupt zu beschützen, wieder ins Gleichgewicht zu bringen und irgendwann vielleicht sogar meine eigene Seele ins ultimative Gleichgewicht der Erleuchtung zu bringen…
Als ständiger Begleiter sitzt ein kleines rotes Eichhörnchen namens Sylvie auf meiner Schulter.

Nach einer langen Reise, während der ich mich meistens abseits der Wege und so viel wie möglich im mir bekannten Wald gehalten habe, gelangte ich nach Baldur’s Gate. Die erste Stadt, die ich betreten sollte. In Loudwater hatte ich von Gelwarin zum Abschied ein paar Goldmünzen erhalten, die mir nun zugute kamen. In der Taverne «Zum Flammenden Nixhund» konnte ich mir so eine Unterkunft leisten, obwohl ich eigentlich viel lieber vor den Stadttoren in der freien Natur übernachtet hätte. So jedoch konnte ich mir einen zeitlichen Vorteil verschaffen und morgens möglichst früh aufstehen. Der Weg von einer Schlafstätte im Wald bis in die Stadt hineine hätte mich sonst über eine Stunde gekostet. Ausserdem konnte ich so die interessanten anderen Lebewesen beobachten und mich schon ein wenig mit ihrer Körpersprache vertraut machen. Erst einmal sollte ich wohl ein paar Aufträge annehmen, um an Geld zu kommen. Ohne Geld, das hatte ich in meinem früheren Klanleben noch gelernt, war nicht viel zu kriegen in der Aussenwelt.
Der Wirt der Taverne hatte mir erklärt, dass Aufträge vor dem Haus an einem schwarzen Brett hängen würden. Nach meinem Frühstück war das also meine erste Anlaufstelle.
Vor dem schwarzen Brett lernte ich meine späteren Mitstreiter kennen: Cinar, ein stattlicher aber mürrischer Elf mit einem eindrucksvollen Schwert, Tappser, eine grosse Katze, die sich ständig nach Kopfgeldaufträgen umsah, wie sich später herausstellte und eine Tieflingdame namens Tara mit mächtigen Zaubersprüchen. Wir schlossen uns zusammen, da es uns zielführend erschien, somit mehrere Aufgaben erledigen zu können und zusammen mehr Gold zu ergattern, als es alleine der Fall gewesen wäre.

Wir entschieden uns, folgende zwei Aufgaben anzugehen:

Mysteriöses Verschwinden
Seit knapp zwei Wochen verschwinden in der Südstadt beinahe täglich Personen. Gesucht wird eine Abenteurergruppe mit detektivischem Geschick, die das Wachtbehörde mit der Übernahme der Aufklärung entlasten kann. Bei Aufklärung der Vermisstenfälle gibt es eine Entlohnung von 800 Gold. Interessenten melden sich bitte in der Wachtzitadelle
Einkaufshilfe gesucht!
Kräuterkundlerin Madame Lehmuf sucht aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustandes nach Unterstützung bei den täglichen Besorgungen. Als Dank für die Mühen verspricht sie pro Tag einen besonderen Trank aus ihrem Repertoire. Bei Interesse melde man sich in der Winkelgasse 3.

Die Winkelgasse lag sowieso auf dem Weg zur Wachtzitadelle. Obwohl Tara und ich sehr unterschiedlich sind, verstanden wir uns sofort ganz gut. Sie hatte auch einen ständigen kleinen Begleiter auf ihrer Schulter; eine süsse Ratte namens Edgar. Doch vor Madame Lehmufs Haus war diese plötzlich weg. Unauffindbar. Tara erschrak natürlich zutiefst und ich konnte ihren Schmerz gut nachempfinden. Nicht auszudenken, wenn mit Sylvie was passieren würde…
Wir teilten uns also auf, Cinar und Tappser machten sich auf den Weg, die Einkäufe für Madame Lehmuf zu machen und Tara und ich suchten ihren kleinen Freund. Nach ein paar Fehlschlägen und Sackgassen wurde Sylvie ganz aufgeregt und machte mich auf eine kleine zwielichtige Seitengasse aufmerksam. Dort musste sie sein.
Und in der Tat bot sich mir in der Seitengasse ein erschreckendes Bild: ein Tierhändler hatte viele wilde Tiere einfach in viel zu enge Käfige gesperrt und bot diese zum Kauf an! So etwas hatte ich noch nicht erlebt! Wie konnte er es wagen die majestätischen Geschöpfe des Waldes für schnöden Mammon feilzubieten? Sogar einen Wolf und einen Bären wollte er verkaufen! Während Tara den Verkäufer ansprach, um über den Preis einer Ratte zu verhandeln (wieso??!?!) stieg mir die Zornesröte ins Gesicht. Edgar befand sich tatsächlich in einem kleinen Rattenkäfig, in dem 30 arme kleine Tiere eingepfercht waren! Am liebsten hätte ich alle Käfige auf der Stelle zerstört, doch sie waren aus einem sehr starken Metall gefertigt. Ich verlor die Beherrschung: «Was fällt Ihnen ein, all die unschuldigen Tiere einzusperren!», herrschte ich den Verkäufer an. Mit so einer Wut hatte dieser wohl nicht gerechnet, aber er erklärte mir sachlich, dass das so üblich sei, er verkaufe hier nur Tiere wie jeder andere Händler auch, die meisten seien ja eh zum Verzehr für die grösseren Tiere gedacht. Zum Verzehr!!! Ich beschwor eine riesige Bärenillusion, die auf den Händler zusprang. Leider nahm er nicht reissaus, sondern wich zurück und fragte sich nur, wie der Bär aus seinem Kàfig entkommen konnte. Nachdem die Illusion weg war, schüttelte er nur den Kopf und fuhr mit dem Verkaufsgespräch mit Yara fort. Gemeinsam mit ihr konnten wir allerdings den Händler dann doch noch ablenken, die Schlüssel an uns nehmen und ich zumindest den Rattenkäfig aufschliessen, bevor dieser etwas bemerkte. So haben wir Tara und ihre Ratte wiedervereint.
Leider mussten wir die anderen Tiere zurücklassen. Geschlagen und deprimiert, dass ich nicht mehr für die anderen Tiere tun konnte, rannten wir vor dem wütenden Händler davon, zurück zu Madame Lehmufs Haus.
Dort trafen wir uns wie abgesprochen wieder mit Tappser und Cinar. Ihr Einkauf verlief erfolgreicher, als unsere Befreiungsmission, sie konnten sogar noch einem armen Jungen helfen und irgendwie hatten die beiden sogar noch für Yara und mich auch einen Trank gekriegt, obwohl wir gar nicht dabei waren. Ich bedankte mich bei Tappser für den Heiltrank, der könnte bestimmt noch nützlich werden.

Wir machten uns wieder auf den Weg zur Wachtzitadelle, um dort den anderen Auftrag offiziell annehmen zu können und erst Informationen dazu zu sammeln. In der Südstadt sollen wohl viele Personen verschwunden sein, die in der Unterwelt agieren – Diebe, Betrüger, solche Art von Individuen. Der Elfenkommissar der Zitadelle begleitete uns.
In der Südstadt angekommen, teilten wir uns kurz auf, um mit verschiedenen Leuten dort zu reden und weitere Informationen zu erhalten. Irgendwo mussten wir ja anfangen. Ich war skeptisch. Wie viel Respekt die da wohl für das Leben hatten, wenn sich dort so viele Herumtreiber und Ganoven aufhielten? Das Leben und die Fähigkeit, Leiden zu können ist ja wohl das höchste Gut auf der Welt. Und wer diese Dinge nicht achtet, wie ein Grossteil der in der Unterwelt agierenden Menschen (und andere Geschöpfe), wird wohl kaum einfach so dahergelaufenen Abenteurern Auskunft über Seltsames geben. Aber versuchen kann man es ja.

Ich unterhielt mich mit einem Zwergenschmied. Er erzählte mir, dass er viel weniger Kundschaft gehabt hätte in der letzten Zeit, da viele gar nicht mehr in die Südstadt kämen, aus Angst vor den Entführungen. Hmm. Also schien das Gesellschaftsgeflecht ja doch komplexer, als ich gedacht hatte. Natürlich war nicht jeder Einwohner der Südstadt automatisch ein Ganove. Ich hatte nur angenommen, dass sich hier vor allem…. Sympathisanten für die Unterwelt aufhielten. Doch jeder versucht wohl, auf seine Weise zu überleben. Ob ehrlich oder auf unehrliche Weise. Das respektiere ich. Jeder will seinem Leiden entkommen, vor allem der Armut. Sogar Kinder waren in der Südstadt anzutreffen! Ein Junge fiel uns auf. Er rief ständig einen Namen, schien wohl jemanden zu suchen, «Sarah! Sarah, wo bist du?», rief er. Der arme Junge! Wir befragten ihn. Hideko hiess er. Sarah war seine Schwester und war eben erst von zwei grossen gestalten offensichtlich unfreiwillig mitgenommen worden, meinte Hideko und jetzt könne er sie nicht mehr finden!

Wir alle sahen uns genau in der Nähe um, als mir ein nicht ganz geschlossener Gullideckel auffiel. Ganz hinten am Ende einer kurzen Seitengasse im Schatten. Anscheinend waren dort erst vor Kurzem jemand hinuntergestiegen. So kletterten also auch wir vier die glitschige Leiter in die Unterwelt hinab. Hideko sollte oben warten – wer weiss, wie gefährlich das wird. Deswegen wollte such der Elfenkommissar dar Wachtzitadelle Verstärkung holen und schnellstmöglich wieder zu ums stossen.

Zum Glück können wir alle in der Dunkelheit ausgezeichnet sehen. Wir waren offensichtlich auf einen geheimen Eingang in ein Diebesversteck gestossen. Direkt nach der zweiten Biegung sahen wir nämlich drei Diebe, die offensichtlich in den Überresten ihrer letzten Diebestour nach Wertvollem pickten. Ich versteckte mich in sicherem Abstand hinter ein paar Kisten. Blitzschnell hatte Tappser den ersten Unhold mit einem gezielten Angriff umgebracht. Überall Blut, heilige Mielikki! Ich griff an mein Einhornamulett, um Kraft zu schöpfen, mich nicht übergeben zu müssen, als Cinar aus dem Gang trat und sich den nächsten vorknöpfte. Auch von ihm waren nach zwei Hieben mit seinem flammenden Schwert nur noch zwei Teile übrig; der Körper und ein nach verbrannten Haaren stinkender Kopf. Die Halswunde ein einziger Schnitt, fein säuberlich kauterisiert. Immerhin floss diesmal nicht allzu viel Blut. Doch das Blutvergießen war noch nicht zu Ende. Plötzlich flog ein zuckender, knisternder Blitz aus Taras Richtung zum letzten der Diebe, der sofort in sich zusammensackte. Wieso musste dies sein? Diese Gewalt, diese Auslöschung von wertvollem Leben? Obwohl es Diebe waren, hatten diese nicht auch ein Grund, wieso sie auf diese zweifelhafte schiefe Bahn geraten sind? Aus Berufung wird sicher keiner Bandit. Welches Kind denkt sich schon, «wenn ich groß bin, werde ich Dieb!»? Wohl keines. So viel hatte ich vom Zwergenschmied vorhin gelernt. Jeder hat seinen eigenen Grund, seine eigene Geschichte. Aber wenn es um mein Leben geht? Wie reagiere ich dann? Bisher hatte ich noch keine lebensbedrohliche Situation erlebt (außer, als ich einmal den Weg vom unteren Ende eines Wasserfalls im Wald nicht mehr zurück zur Ruine gefunden hatte und dort unten ein paar Tage fasten musste, bis mir die glorreiche Idee kam, ein paar mitgebrachte Riesendornen an meinen Schuhen zu befestigen, um so die steilen Wände hochklettern zu können).
Nunja, viel Zeit für solche existenziellen Gedanken war nicht, schliesslich mussten wir die Schwester von Hideko finden. Wir sahen uns in der Höhle um und entdeckten eine improvisierte Türe. Hinter ihr befanden sich noch mehr Banditen, derer wir uns schnell entledigten, deren Anführer und endlich die Schwester von Hideko. Als der Anführer der Diebesbande sah, dass unsere Gruppe ihm überlegen war, ergab er sich und liess endlich mit sich reden. Thoral hiess er. Anscheinend hatte er doch nichts mit den mysteriösen Vermisstenfällen zu tun, sondern handelte auch nur aus Verzweiflung. Seine Frau war nämlich zuletzt mit Hidekos Schwester gesehen worden, weswegen Thoral das Mädchen damit in Verbindung brachte. Was für eine absurde Idee! Cinar und ich versuchten, mit der völlig verstörten und eingeschüchterten SArah zu reden, nachdem wir sie von ihren Fesseln befreit hatten. Viel zu sagen hatte sie allerdings nicht, ausser, dass ihr eine nobel gekleidete Frau aufgefallen war, mit der auch Tara schon gesprochen hatte (sie suchte ihren Bruder, der sich aus irgendeinem unerfindlichen Grund der Diebesbande angeschlossen hatte und seit einiger Zeit vermisst wurde). Gerade, als Cinar und ich nicht mehr weiter wussten, erschienen die Stadtwachen, deren Anführer mit HIdeko im Schlepptau. Auch ein weiterer, etwas älterer Junge war dabei, der sich als drittes Geschwister herausstellte. Ceciel.
Thoral wird verhaftet.

Als alle Geschwister wiedervereint sind, fällt mir allerdings auf, dass sie unmöglich verwandt sein können. So unterschiedlich sind die drei anzusehen. Zum Glück sind sie nun etwas offener und dankbar unserer Gruppe gegenüber, sodass sie ein wenig von sich erzählen. Es sind Waisenkinder, die bei ihrem «Gottvater», wie sie ihn nennen, wohnen. Dieser ist offenbar ein mehr oder weniger bekannter Zauberer, der mit den dreien am Wallweg 10 wohnt. Nach all diesen Strapazen fühlen wir uns den Kindern gegenüber verpflichtet und bringen sie natürlich noch nach Hause. Sie laden uns für den folgenden Tag zu sich ein, bestimmt will der «Gottvater» die Retter seiner Schützlinge doch kennen lernen? Das Haus in dem sie wohnen sieht aus wie ein Fachwerkhaus mit zwei Etagen, direkt an der Stadtmauer. Daneben brach liegendes Gelände. Auch der Elfenkommissar ist bei der Adresse stutzig geworden, Wallweg 10 sei eigentlich unbewohnt, meinte er. Eigentlich dürfte da gar kein Haus stehen. War das irgend eine Art von Magie?
Als Tappser nochmals zur Tür schleicht, fällt ihm auf, dass diese leicht schimmert. Er guckt durch das Fenster hinein und das Haus scheint leer zu sein! Ich spüre jedoch, dass in dem Haus offenbar keine Monster oder himmlische Wesen im Haus zu sein scheinen. Misstrauisch geworden, klopft Tappser nochmals an der Tür. Ceciel öffnet und an ihm vorbeisehend kann Tappser eine grosse Marmorhalle erkennen! Um selbst kein Misstrauen zu erwecken, gibt er dem Jungen noch ein Gold, fürs Abendessen.
Diesem Rätsel beschlossen wir, uns morgen zu widmen. Wir waren ja eh von den Kindern eingeladen worden. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag mit dem Elfenkommissar, und gingen gemeinsam zurück in unsere Unterkunft «Zum Flammenden Nixhund». Dort nahmen wir alle unsere Abendmahlzeit ein (außer Tara, die trank zwei Bier) und begaben uns danach auf unsere Zimmer (außer Tara, sie wollte noch Karten spielen).

Am nächsten Morgen erscheint statt dem Elfenkommissar ein anderer, uns unbekannter Wachelf, während wir zusammen frühstücken. Er entschuldigt den Kommissar, dieser hätte noch etwas Wichtiges zu tun. Also machten wir uns ohne den Kommissar auf zum «Haus» der Waisenkinder. Dort angekommen, wurden wir durch Cecil und dem «Gottvater» begrüsst. Wir sollen uns wie zu Hause fühlen. Ich fragte nach der Bibliothek, verlaufe mich jedoch auf dem Weg dahin und begegnete Hideko. Er zeigte mir, wo sich die Bibliothek befindet, die Cinar unterdessen schon gefunden hatte. Nach dem Überfliegen eines Buches über Gesellschaftstheorie – die doch komplexer ist, als ich gedacht hatte – ließen wir uns das Haus weiter zeigen. Dabei erfuhren wir, dass es sogar noch ein viertes Kind namens Troy im Hause gibt. Er kann sehr gut Klavier spielen, ist aber relativ scheu.

Während einer Unterhaltung mit dem Gottvater erfuhr Cinar schließlich, dass dieser Eldrain heißt. Tappser fiel auf, dass die Kinder anscheinend eine sehr interessante Ernährungsweise haben, da sie so gut wie nur Fleisch zu essen kriegen. Der Gottvater schrieb ihnen einen sehr strengen Diätplan vor. Eldrain erzählte uns, dass er an einem lebensverlängernden Trank arbeitet, den er mit den Kindern entwickeln will. Waren sie nur seine Versuchskaninchen? Irgend etwas war hier seltsam…sehr seltsam… Cinar ist sofort begeistert von der Idee und wollte Eldrain bei seinem Vorhaben helfen, da er sehr viel Wissen in diesem Bereich hat. Tappser brachte in Erfahrung, dass die Kinder wohl vorwiegend Biberente aßen. Doch wozu dann die abgeschlossene Vorratskammer direkt neben der Küche und der verrammelte Raum im Eingangsbereich? Es wurde immer seltsamer.

Wir wurden alle eingeladen, bei Troys Übungsstunde zuzuhören. Diese Gelegenheit wussten Tappser und ich zu nutzen und schlichen uns heimlich aus dem Klavierzimmer. Vielleicht ließ sich ja etwas über die beiden verschlossenen Vorratskammern in Erfahrung bringen? In der grösseren Kammer, die an die marmorne Eingangshalle grenzte, fanden wir nichts Verdächtiges. Es war nur seltsam, dass dort nur eingelegte Organe und anderes Fleisch zu sein schien, jedoch wussten wir ja schon über den Diätplan der Kinder bescheid. Die wirklich interessante Kammer war die Vorratskammer neben der Küche. Nach einigen Nerven zerreißenden Momenten, in denen Tappser damit beschäftigt war, das Türschloss zu knacken, war diese Tür endlich offen. Und was ich sah, ließ das Blut in meinen Adern gefrieren. In dieser Vorratskammer befand sich eine Schlachterei. Für Menschenfleisch. Es lag sogar eine relativ frische Leiche darin. Eine Leiche, die auf die Beschreibung von Thorals Frau passte. Bei Mielikkis Lianen, was war hier los?!
Ich beschloss, meinen achten Sinn noch einmal durch das Anwesen auszuschicken und fand heute tatsächlich etwas. Die Kinder waren untot. Tappser und ich kehren leise ins Klavierzimmer zurück und berichten leise dem Rest unserer Gruppe, was wir gefunden hatten. Wir beschlossen, Eldrain zur Rede zu stellen. Er hatte die Kinder vom Tode wieder auferstehen lassen. Die Kinder waren Ghoule. Die sich nur von Menschenfleisch ernähren konnten. Und zu allem Übel hatte Eldrain deswegen die Kammern verschlossen, weil Sarah und Hideko nicht einmal etwas davon wussten! Eldrain erklärte sein Dilemma. Er wollte nur den untröstlich trauernden Eltern damit helfen. Troy und Ceciel hatte er erzählt, was sie waren und offenbar halfen sie ihm, Menschen aus der Südstadt anzulocken, deren Verschwinden nicht allzu sehr auffallen würde. Nunja, falsch gedacht.

Es klopft an der Tür, Tappser vermutet den Kommissar und begleitet Ceciel. Er erzählt den Wachen, die vor der Tür stehen von den Leichen in der Vorratskammer. Die Wachen sind jedoch nicht geladene Gäste und kommen durch eine unsichtbare Barriere nicht ins Haus hinein. Tappser auch plötzlich nicht mehr. Er wurde durch Ceciel ausgeladen. Lange ballert er gegen die Tür, bis Sarah ihm wieder aufmacht. Darauf zeigt er sein süßestes Katzengesicht und lässt sich durch Sarah wieder ins Haus einladen. Sie will mit ihm verstecken spielen. Während sie sich versteckt, gesellt sich Tappser wieder ins Wohnzimmer zu uns.

Eldrain meinte, er forsche schon an einer Möglichkeit, die Kinder auf eine andere Weise ernähren zu können, doch bisher ohne Erfolg (und nebenbei bemerkt – er machte eine ziemlich schlampige Arbeit, wie Cinar schon aufgefallen war).

Lange sass ich da und unterhielt mich mit Sylvie, während die anderen weiter mit Eldrain diskutierten. Sind die Kinder nicht am Leben? Ist nicht jedes Leben schützenswert? Gibt es einen Ausweg, können sie sich irgendwie anders ernähren? Einen Friedhof gibt es in der Nähe nicht. Und überdies würden frische ausgegrabene Leichen auch schnell auffallen. Leiden die Kinder? Ist das überhaupt ein richtiges Leben?

Doch schließlich kam ich zu dem Entschluss:
Leben das durch Tod erschaffen wird und nur durch Tod sich ernähren kann, ist kein richtiges Leben. Es ist widernatürlich und muss wieder ausgelöscht werden. So lieb die Kinder auch sind – sie sind doch nicht mehr unschuldig und leben kein ursprüngliches, natürliches Leben. Das natürliche Leben ist wichtiger, steht über der Fähigkeit zu leiden. Die Kinder müssen sterben, Eldrain davon überzeuht werden, nie wieder Ghoule zu erschaffen. Sollte dies nicht möglich sein, muss auch er den gerechten Tod sterben. Was er getan hatte, ist unentschuldbar und ein Verbrechen gegen das Leben an sich. Die armen Kinder. Die konnten am wenigsten dafür, dass ihnen dieses Schicksal widerfahren war. Doch Kinder waren das nicht mehr. Es waren Monster.

Es kam zum Kampf gegen Eldrain. Während diesem wurde Ceciel getötet und die Dimension des Hauses fällt in sich zusammen. Er hatte ein Amulett an einer Kette um den Hals gehabt, das die Zwischendimension des Hauses erschaffen hatte. Der Kampf ging also vor dem Haus weiter. Von den beiden Stadtwachen floh eine, die andere unterstützte uns im Kampf.
Eldrain befiehlt den noch lebenden Kindern zu fliehen, erst Hideko und Sarah, die während der Flucht von Tappser verletzt wurde, zuletzt Troy.
Ich wurde während des Kampfes durch einen Schlafzauber außer Gefecht gesetzt. Schließlich gelang es Cinar, Eldrain zu töten und mich wieder aufzuwecken.

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